Seit über 40 Jahren bietet die Skischule St. Moritz Unterricht für Blinde und Sehbehinderte an. Der Schneesportunterricht wird aus einem Fonds finanziert, der von privaten Spenden lebt.
Die Skischule St. Moritz ist mit Gründungsjahr 1929 nicht nur die älteste Skischule der Schweiz. Sie war auch weltweit die erste Institution, die Skiunterricht für Blinde und Sehbehinderte anbot. «1981 hat die Skischule
St. Moritz in Zusammenarbeit mit der Tessiner Sportgruppe für Blinde und Sehbehinderte GTSC begonnen, einige Skilehrer für die Führung von Blinden auszubilden», erzählt Tiziano Zeller, Geschäftsführer von Snowsports St. Moritz und Mitglied des Stiftungsrats des Fonds für Schneesportunterricht für Blinde und Sehbehinderte. Zu den Gründern der Blindenskischule gehörten neben der Skischule und der GTSC der Kur- und Verkehrsverein und die Bergbahnen St. Moritz sowie der ehemalige Schweizer Radrennfahrer Ferdy Kübler: dieser arbeitete nach seinem Rücktritt vom Radsport zeitweise als Skilehrer in den Bündner Bergen.
Um den speziellen Unterricht zu finanzieren, wurde 1982 der Fonds für Schneesportunterricht für Blinde und Sehbehinderte gegründet. Dank diesem als Stiftung organisierten Fonds bezahlen die blinden und sehbeeinträchtigtem Skischüler:innen nur einen kleinen Teil des üblichen Tagestarifs. Auch der Lohn der Skilehrer und die Ausrüstung wie zum Beispiel Funkgeräte werden aus diesem Fonds finanziert. Zwischen 70’000 und 80’000 Franken investiere der Fonds jährlich in den Blindenunterricht, so Zeller. Dabei erhalte die Blindenskischule kein Geld von der öffentlichen Hand oder öffentlichen Institutionen, sondern lebe von privaten Spenden und dem Erlös aus Versteigerungen oder Sammlungen. «Nur dank der Grosszügigkeit der vielen Spender, Sponsoren und der Skischule St. Moritz ist es möglich, das Skifahren für Blinde so günstig anzubieten.»
Vorbereitung mit Augenbinden
Etwa 25 Skilehrer:innen der Skischule St. Moritz sind für die Blindenskischule im Einsatz. In speziellen Trainings bereiten sie sich mit Simulationsbrillen und Augenbinden darauf vor, Blinde und Sehbeeinträchtigte zu führen. Die Sicherheit und die korrekten Kommandos auf der Piste, der Sesselbahn und dem Skilift stehen im Fokus der Ausbildung. Zudem werden die Skilehrer:innen auf den Umgang mit Blinden und Sehbehinderten vorbereitet. Seit ein paar Jahren werden sie zudem vermehrt für den Unterricht mit mehrfachbehinderten Schüler:innen geschult und entsprechend ausgerüstet.
Zum Angebot der Blindenskischule gehören Unterricht in Ski Alpin und Ski Nordisch, wobei auch die Angehörigen der Schülerinnen und Schüler zum Führen angeleitet werden. Zudem führt sie auch Skilager durch und trainiert Athleten für Wettkämpfe, Meisterschaften und sogar Paralympics. Das Angebot richtet sich an alle Altersgruppen: Der jüngste Schüler bisher war vier Jahre alt, der älteste 72.
Vorbild für andere Skischulen
Seit ihrer Gründung vor über 40 Jahren hat die Blindenskischule St. Moritz 350 Skilehrerinnen und ‑lehrer ausgebildet, 70’000 Skilektionen erteilt und 33 Skilager durchgeführt. So organisiert etwa das Heilpädagogische Schul- und Beratungszentrum Sonnenberg in Baar seit über 30 Jahren ein Skilager im Engadin, in dem jeweils bis zu 25 Kinder an fünf Tagen unterrichtet werden. Ein Höhepunkt in der Geschichte der Blindenskischule war 1992 die Durchführung des ersten Internationalen Kongresses für Blindenskisport, an dem 14 Nationen teilnahmen. St. Moritz war die erste Blindenskischule, ist heute aber längst nicht mehr die einzige. Im Laufe der Zeit hätten verschiedene Medien über die St. Moritzer Skischule berichtet und das Skifahren für Blinde über das Engadin hinaus bekannt gemacht, sagt Stiftungsrat Zeller. «Dies animierte andere Skischule, auf diesem Gebiet ebenfalls aktiv zu werden.»
www.skischool.ch
Fonds für Schneesportunterricht für Blinde und Sehbehinderte St. Moritz
Mit der Stiftung möchte man Blinden und Sehbehinderten, die im Engadin Ihre Ferien verbringen, etwas Besonderes bieten: Die Schweizer Skischule St. Moritz gibt allen Blinden und Sehbehinderten die Möglichkeit, auf den Engadiner Pisten mit einem speziell ausgebildeten Skilehrer Ski oder Snowboard zu fahren. Finanziert wird der Fonds über private Spenden sowie den Erlös aus Versteigerungen und dem Verkauf von Produkten.