Die «Traube» in Ottikon ist mehr als ein Restaurant: Hier werden jungen Menschen beim Einstieg in die Arbeitswelt unterstützt. Bild: zVg, Verein Sorebo

Klei­ner Bei­trag für gros­se Wirkung

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Der Ein­stieg ins Berufs­le­ben kann sehr her­aus­for­dernd sein. Der Ver­ein sorebo bie­tet jun­gen Men­schen mit Lern­schwie­rig­kei­ten beglei­te­te Aus­bil­dungs- und Arbeits­plät­ze an, um sie an den frei­en Arbeits­markt her­an­zu­füh­ren. Vor zehn Jah­ren grün­de­te er zudem einen Aus­bil­dungs­fonds für Jugend­li­che, die trotz Inte­gra­ti­ons­mass­nah­men kei­ne Lehr­stel­le finden.

Was in der «Trau­be» in Otti­kon auf­ge­tischt wird, ist bio-zer­ti­fi­ziert und stammt meist von Produzent:innen aus der Regi­on. Das Restau­rant im Zür­cher Ober­land bie­tet aber mehr als fri­sches, gesun­des Essen und eine natur­na­he Umge­bung. Das lang­jäh­ri­ge Päch­ter­paar Patrick und Ange­li­ka Boesch bie­tet hier auch Aus­bil­dungs­plät­ze für Jugend­li­che mit Lern­schwie­rig­kei­ten oder spe­zi­el­len Bedürf­nis­sen an. Dafür haben sie 2009 den gemein­nüt­zi­gen Ver­ein sorebo gegrün­det – der Name lei­tet sich ab von «Sozi­al­ver­ein Regen­bo­gen». Der Ver­ein ermög­licht Jugend­li­chen eine betreu­te Lehr­stel­le in den Berei­chen Gastro­no­mie, Haus­wirt­schaft, Admi­ni­stra­ti­on und Betriebs­un­ter­halt. Zwi­schen 25 und 30 Teil­neh­men­de wer­den so auf ihrem Weg in die Berufs­welt beglei­tet. Seit der Coro­na­pan­de­mie ver­zeich­ne der Bereich Gastro­no­mie aller­dings einen kla­ren Rück­gang an Bewer­bun­gen, schreibt der Ver­ein in sei­nem Jah­res­be­richt. Umso belieb­ter sind die Beru­fe im Bereich Admi­ni­stra­ti­on und im Betriebsunterhalt.

Lücke im Ange­bot schliessen

Die Ler­nen­den wer­den in der Regel durch eine ein­wei­sen­de Stel­le wie die Inva­li­den­ver­si­che­rung oder einen Sozi­al­dienst ver­mit­telt und finan­ziert. Immer häu­fi­ger jedoch wür­den sich auch Men­schen an den Ver­ein wer­den, bei denen kei­ne Finan­zie­rung durch eine sozia­le Insti­tu­ti­on gewähr­lei­stet sei, die aber den­noch ein gewis­ses Defi­zit haben, das ihnen den Ein­stieg oder Wie­der­ein­stieg in die Arbeits­welt erschwert. Dazu gehö­ren auch Men­schen, die nach einem Kli­nik­auf­ent­halt schritt­wei­se wie­der in die Arbeits­welt ein­stei­gen möch­ten. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren sei es zudem ver­mehrt zu Anfra­gen von Migrant:innen gekom­men, die kaum einen Chan­ce auf eine Aus­bil­dung im ersten Arbeits­markt hätten.

Um die­se Lücke zu schlies­sen, grün­de­ten Patrick und Ange­li­ka Boesch im Novem­ber 2013 einen Aus­bil­dungs­fonds. Die­ser ermög­licht Jugend­li­chen, die trotz der Teil­nah­me an einem Inte­gra­ti­ons­pro­gramm der Regio­na­len Arbeits­ver­mitt­lung kei­nen Aus­bil­dungs­platz fin­den oder ihre Lehr­stel­le ver­lo­ren haben und ohne Anschluss­platz daste­hen, den Ein­stieg in die Berufs­welt. «Mit unse­rem Ange­bot wol­len wir der Arbeits­lo­sig­keit ent­ge­gen­wir­ken und schaf­fen Per­spek­ti­ven für Men­schen mit schwie­ri­gem Hin­ter­grund», schreibt der Ver­eins­vor­stand. Die Ler­nen­den wer­den so früh wie mög­lich in Betrie­be des ersten Arbeits­markts vermittelt.

Der Sozi­al­ver­ein sorebo bie­tet in Zusam­men­ar­beit mit dem Restau­rant Trau­be ange­pass­te Aus­bil­dungs- und Arbeits­plät­ze in den Berei­chen Gastro­no­mie, Haus­wirt­schaft, Admi­ni­stra­ti­on und Betriebs­un­ter­halt an. Bild: zVg, Ver­ein Sorebo.

Für mehr Selbst­ach­tung und Wohlbefinden

Für die Finan­zie­rung des Aus­bil­dungs­fonds ist der Ver­ein auf Spen­den ange­wie­sen. Die­se Spen­den wer­den pro Lehr­jahr für einen Aus­bil­dungs­platz ein­ge­setzt. Der oder die Ler­nen­de wird fach­lich und sozi­al­päd­ago­gisch beglei­tet und kann die inter­ne Lern­werk­statt besu­chen. In der Lern­werk­statt haben die Aus­zu­bil­den­den neben der regu­lä­ren Berufs­schu­le Zeit, in einem beglei­ten Rah­men und in klei­nen Grup­pen zu ler­nen und den Schul­stoff zu ver­tie­fen. Auch die Kosten für Kur­se, Lohn und Berufs­klei­dung wer­den über den Aus­bil­dungs­fonds gedeckt. Für jeden nicht finan­zier­ten Ler­nen­den lei­stet das Restau­rant Trau­be einen Anteil Eigen­fi­nan­zie­rung an den Aus­bil­dungs­fonds. Zudem erhält der Ver­ein sorebo seit vier Jah­ren von fünf Gemein­den des Bezirks Hin­wil und seit 2023 auch vom Kan­ton Zürich einen jähr­li­chen Unter­stüt­zungs­bei­trag. «Das zeigt uns, dass das Ange­bot, das durch den Aus­bil­dungs­fonds finan­ziert wird, sinn­voll ist und nach­ge­fragt wird», ist Ange­li­ka Boesch überzeugt.

​Für Prak­ti­ka und Lehr­fort­set­zun­gen arbei­tet der Ver­ein mit ver­schie­de­nen Fir­men und Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen zusam­men. Denn Aus­bil­dung und Arbeit sind wich­tig für die Lebens­qua­li­tät jedes ein­zel­nen Men­schen, ist man beim Ver­ein sorebo über­zeugt: «Zufrie­den­stel­len­de Arbeit ermög­licht Selbst­ach­tung, Iden­ti­tät und Wert­schät­zung und för­dert Selbst­wert­ge­fühl und Wohlbefinden.»

Ver­ein Sorebo

Der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein für Aus­bil­dung, Arbeit und Inte­gra­ti­on sorebo bie­tet in Zusam­men­ar­beit mit dem Gastro­be­trieb «Trau­be» in Otti­kon (Gemein­de Gos­s­au) ange­pass­te Arbeits- und Aus­bil­dungs­plät­ze an. Durch die­se Part­ner­schaft sind die Arbeits­plät­ze pra­xis­nah, und die Teil­neh­men­den sol­len dar­über an den frei­en Arbeits­markt her­an­ge­führt wer­den. Der Ver­ein ori­en­tiert sich sowohl an den Bedürf­nis­sen der Teil­neh­men­den als auch am ersten Arbeits­markt. Ange­bo­te und Dienst­lei­stun­gen wer­den lau­fend über­prüft und bei Bedarf ange­passt. Die Aus­bil­dungs­plät­ze rich­ten sich an Men­schen mit Lern­schwie­rig­kei­ten, psy­chi­schen Beein­träch­ti­gun­gen oder sozia­len Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten. Der Ver­ein finan­ziert sich durch Mit­glie­der­bei­trä­ge, Kli­en­ten-Tag­gel­der und Spen­den. www.sorebo.ch