Der Verein Jobdach kann zwei Angebote an einem Standort konzentrieren. Das bringt viele Vorteile. Die hohen Anforderungen verlangen nach kostspieligen Umbauten.
Seit über 25 Jahren befindet sich die einzige Notschlafstelle der Zentralschweiz an der Gibraltarstrasse 29 in Luzern. Diese Einrichtung für obdachlose Menschen wird seit 1996 vom Verein Jobdach geführt. Besitzerin der Liegenschaft ist die Gemeinnützige Stiftung für preisgünstigen Wohnraum Luzern (GSW). «In den nächsten Jahren muss das Gebäude entweder totalsaniert oder sogar ganz abgebrochen werden», sagt Heinz Spichtig, Geschäftsleiter von Jobdach. «In einer ähnlichen Lage befindet sich ‹Betreutes Wohnen›, ein zweites Angebot von Jobdach.» Seit 1997 ist dieses an der Murbacherstrasse 20 in Luzern untergebracht.
Hohe Anforderungen
Die Arbeit des Vereins ist anerkannt. «Jobdach setzt sich mit seinem Angebot im Bereich Wohnen dafür ein, dass Menschen am Rande der Gesellschaft auch in der Not ein vorübergehendes Zuhause haben», sagt Guido Graf, Regierungsrat des Kantons Luzern. «Damit trägt er massgeblich dazu bei, die Menschenwürde von Randständigen zu wahren und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich wieder in der Mitte der Gesellschaft zu integrieren. Der Kanton Luzern schätzt es sehr, den Verein Jobdach als gut aufgestellten Partner an seiner Seite zu haben.» Um dieses Angebot zukünftig aufrechterhalten zu können war es wichtig, einen alternativen Standort zu finden.
Jobdach setzt sich mit seinem Angebot im Bereich Wohnen dafür ein, dass Menschen am Rande der Gesellschaft auch in der Not ein vorübergehendes Zuhause haben
Guido Graf, Regierungsrat des Kantons Luzern
Nach langjähriger Suche ist dies dem gemeinnützige Verein Jobdach in Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen Stiftung für preisgünstigen Wohnraum Luzern (GSW) gelungen. «Unser Ziel ist ab 2024 sowohl die Notschlafstelle als auch das Betreute Wohnen am Neuweg 3 in Luzern zu betreiben», sagt Heinz Spichtig. «Diese Konzentration der Betriebe an einem Ort ist die Chance, Synergien in der Betreuung sowie der Infrastruktur zu erzielen.» So kann obdachlosen Personen rascher eine Unterkunft angeboten werden. Dies verkürzt die Zeit der Obdachlosigkeit. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben und nicht zuletzt auch aus den Erkenntnissen der Corona Pandemie wird der Innenausbau am neuen Ort hohen Ansprüchen in Bezug auf die Hygiene und Sicherheit genügen müssen. Er ist entsprechend kostspielig. Mit der Realisierung des Projektes soll neu ein Krankenzimmer für Obdachlose entstehen.
Jobdach leistet beste Arbeit. Die Notschlafstelle und das betreute Wohnen sind eine tolle Sache.
Andrea Gmür-Schönenberger Ständerätin Kanton Luzern Luzern
Ebenfalls kann das Projekt «Wohnabklärung» mit vier Wohnungen gestartet werden. Damit werden in der Facharbeit die Ziele von «Housing – First» verfolgt. «Personen im betreuten Wohnen sollen mittels der durchgehenden Betreuung einer Bezugsperson, auch in der Palliativ-Care, für die letzte Lebensphase im eigenen «Heim» verbleiben können», sagt Heinz Spichtig. Damit die Angebote auch langfristig finanziell tragbar bleiben, will der Verein Jobdach den Innenausbau und die weiteren Teilprojekte mittels Eigenmittel, Spenden, Legaten und Beiträgen von Stiftungen finanzieren.
Etabliert und gefragt
Die Notschlafstelle in Luzern ist für die obdachlosen Menschen in der Zentralschweiz eine wichtige Anlaufstelle. Andrea Gmür-Schönenberger Ständerätin, Kanton Luzern Luzern, sagt: «Jobdach leistet beste Arbeit. Die Notschlafstelle und das betreute Wohnen sind eine tolle Sache.» Seit 1996 verzeichnet der Verein Jobdach 84’700 Übernachtungen in der Notschlafstelle. «3400 Mal pro Jahr sind unsere Betten besetzt», sagt Heinz Spichtig. «Im langjährigen Durchschnitt können wir 240 Menschen in einer Notsituation ein ‹Dach über dem Kopf› anbieten.» Ähnlich notwendig ist das Angebot Betreutes Wohnen. In den vergangenen 25 Jahren verzeichnete Jobdach 138’000 Beherbergungstage. Menschen mit geringer Chance auf dem Wohnungsmarkt finden so ein Zimmer, ein Studio oder eine Wohnung. «Die Plätze sind seit Jahren zu 100 Prozent belegt», sagt Heinz Spichtig.
Jobdach
Der Verein Jobdach arbeitet seit 1996 im Rahmen der Viersäulenpolitik des Kantons Luzern im Bereich Überlebenshilfe / Schadensminderung. Wir sind für Wohnen, Arbeit und Beschäftigung von randständigen Menschen zuständig. Ziel der Arbeit ist es, sucht- und psychischkranke Menschen vor Verwahrlosung zu bewahren und sie auf ihrem Weg zur sozialen Integration zu unterstützen. In der Notschlafstelle finden obdachlose Menschen unbürokratisch und kurzfristig, ein Dach über dem Kopf und damit etwas Wärme und Heimat. Im Obdach — Betreuten Wohnen erhalten Menschen, die gesundheitlich gefährdet und sozial desintegriert sind, eine Wohnmöglichkeit. Sie werden individuell betreut und eignen sich notwendige Wohnkompetenzen an. In der Wärchstatt gewöhnen sich randständige Menschen bei sinnstiftender Arbeit an eine Tagesstruktur. Sie erfahren Selbstvertrauen und Anerkennung für ihre Arbeit. Durch persönliche Einzelgespräche und regelmässige Standortgespräche werden sie in ihrer Sozialkompetenzen gefördert.