Urdorfer Drittklässler:innen werden in Achtsamkeit unterrichtet. Bild: zVg, MoMento Swiss

Lebens­kom­pe­tenz macht Schule

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Mit MoMen­to bie­tet die gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­ti­on das erste Acht­sam­keits­trai­ning für die gesam­te obli­ga­to­ri­sche Schul­zeit an.

«40 Pro­zent der 11- bis 15-Jäh­ri­gen lei­den heu­te an zwei oder mehr chro­ni­schen psy­cho­af­fek­ti­ven Sym­pto­men wie Kopf­schmer­zen oder Schlaf­stö­run­gen», zitiert Mat­thi­as Rüst die Ergeb­nis­se der «Health Beha­viour in School-aged Child­ren HBSC-Stu­die» von 2020. Der Geschäfts­füh­rer und päd­ago­gi­sche Lei­ter von MoMen­to Swiss fügt an, dass Lehr­per­so­nen zudem fest­stel­len, dass man­chen Schüler:innen heu­te grund­le­gen­de Kom­pe­ten­zen fehl­ten. Oft fehlt zum Bei­spiel die Bereit­schaft zum Ler­nen und sie ver­fü­gen über wenig Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit oder Selbst­re­gu­la­ti­on. Die­se Situa­ti­on bela­stet die Lehr­per­so­nen. Zehn bis 30 Pro­zent sei­en heu­te von Burn­out gefährdet.

Hand­lungs­be­darf

«Die­se Aus­gangs­la­ge zeigt, dass Hand­lungs­be­darf besteht», sagt Mat­thi­as Rüst. Mit «MoMen­to Schu­le» hat die gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­ti­on 2019 ein Pro­gramm lan­ciert. Die­ses will Schüler:innen und Lehr­per­so­nen in wich­ti­gen Lebens­kom­pe­ten­zen wie Selbst­wahr­neh­mung oder Bezie­hungs­fä­hig­keit stär­ken. Dabei fokus­siert es auf Acht­sam­keit. Dar­un­ter ver­steht MoMen­to «die mensch­li­che Kapa­zi­tät und Fähig­keit, im gegen­wär­ti­gen Moment gei­stig prä­sent zu sein, um uns mit uns selbst und unse­rer Umwelt ver­bun­den zu füh­len». Mit acht­sam­keits­ba­sier­ten Trai­nings für Lehr­per­so­nen und Lehr­mit­tel für Klas­sen will MoMen­to das sozio-emo­tio­na­le Ler­nen auf allen Schul­stu­fen för­dern. «Es gibt ganz vie­le Mög­lich­kei­ten, wie Acht­sam­keit spie­le­risch und krea­tiv in den Schul­all­tag inte­griert wer­den kann», meint Mat­thi­as Rüst.

Gesam­te obli­ga­to­ri­sche Schulzeit

Das Trai­ning för­dert ein ver­tief­tes Bewusst­sein und erhöht die Selbst­steue­rung. Lehr­per­so­nen, Schü­le­rin­nen und Schü­ler wer­den so befä­higt, bewuss­ter mit Her­aus­for­de­run­gen umzu­ge­hen. Mat­thi­as Rüst sagt: «Das Acht­sam­keits­trai­ning führt dazu, dass sie eher Ent­schei­dun­gen tref­fen kön­nen, wel­che die Gesund­heit, das Wohl­be­fin­den und die per­sön­li­che Ent­wick­lung för­dern.» Und Lehr­per­so­nen wer­den beim Füh­ren der Klas­se gestärkt. Gera­de im Umgang mit schwie­ri­gem Ver­hal­ten der Schüler:innen bie­tet das Pro­gramm Unter­stüt­zung. Dies för­dert die posi­ti­ve Ein­stel­lung zum Beruf. All die­se Akti­vi­tä­ten erhö­hen den Kin­der­schutz, hel­fen im Kampf gegen Mob­bing und stär­ken die Gewalt- und Sucht­prä­ven­ti­on. «MoMen­to Schu­le» ist dabei das erste Acht­sam­keits­pro­gramm, das die gesam­te obli­ga­to­ri­sche Schul­zeit abdeckt. Das Pro­gramm ori­en­tiert sich am Lehr­plan 21 und ist auf des­sen Zie­le abgestimmt. 

Schüler:innen im Acht­sam­keits­trai­ning. Bild: zVg, MoMen­to Swiss

Ergän­zen und aktualisieren

Das MoMen­to-Schul­pro­gramm wur­de 2019 in meh­re­ren Kan­to­nen der Deutsch­schweiz lan­ciert. Seit­her hat die Orga­ni­sa­ti­on 600 Lehr­per­so­nen wei­ter­ge­bil­det. «Über 10’000 Kin­der und Jugend­li­che konn­ten wir so mit dem Pro­gramm bis­her errei­chen», sagt Mat­thi­as Rüst. Die gemach­ten Erfah­run­gen bele­gen die posi­ti­ven Aus­wir­kun­gen der Acht­sam­keits­pra­xis. Sie ste­hen in Ein­klang mit den Ergeb­nis­sen zahl­rei­cher wis­sen­schaft­li­cher Stu­di­en, wel­che eben­falls posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen bei Lehr­per­so­nen auf die Gesund­heit und die Lebens­kom­pe­ten­zen bele­gen. Auch bei den Schüler:innen zei­gen Stu­di­en, wie sozi­al-emo­tio­na­le Kom­pe­ten­zen vom Acht­sam­keits­an­satz pro­fi­tie­ren. «Mit einem neu­en Pro­jekt wol­len wir das Pro­gramm nun kon­so­li­die­ren, erwei­tern und aktua­li­sie­ren», sagt Mat­thi­as Rüst. «Wir haben in den letz­ten Jah­ren so viel Erfah­rung gesam­melt und wol­len die­se allen teil­neh­men­den Lehr­per­so­nen mög­lichst ein­fach zugäng­lich machen. Zudem soll das Lehr­ma­te­ri­al mit einem Bil­der­buch ergänzt wer­den, um die jün­ge­ren Schüler:innen und Ihre Fami­li­en noch bes­ser anspre­chen zu können.»

Um allen Ansprü­chen und Anfra­gen von Schu­len gerecht zu wer­den, will MoMen­to das Trai­ner­team lokal und regio­nal wei­ter aus­bau­en. Auch eine pha­sen­wei­se Aus­wei­tung in die West­schweiz mit adap­tier­ten Mate­ria­li­en und neu­en loka­len Trai­nern ist vor­ge­se­hen. Dazu sucht MoMen­to Swiss gezielt die Ver­net­zung mit zen­tra­len Akteu­ren wie der Gesund­heits­för­de­rung, Bil­dungs­di­rek­tio­nen, Gesund­heits­di­rek­tio­nen, Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­len, Leh­rer­ver­bän­den und gleich­ge­sinn­ten Pro­gram­men. Um die­se Ver­bes­se­run­gen zu erzie­len und das Pro­jekt zu finan­zie­ren, ist MoMen­to auf Spen­den angewiesen.

MoMen­to Swiss

Die gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­ti­on MoMen­to Swiss hat ihren Sitz in Zürich und ist in der gesam­ten Deutsch­schweiz aktiv. Sie setzt sich für eine Schu­le und Gesell­schaft ein, die Kin­der und Jugend­li­che in ihrer Ent­wick­lung einer gesun­den, eigen­stän­di­gen und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten Per­sön­lich­keit unter­stüt­zen und stär­ken. MoMen­to ent­wickelt und ver­brei­tet dazu spe­zi­fi­sche Pro­gram­me wie «MoMen­to Schu­le» und «MoMen­to Fami­lie». Ein gemisch­tes Team aus Lehr­per­so­nen, Pädagog:innen, Psycholog:innen und Achtsamkeitstrainer:innen lei­ten die Organisation.

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