Mit einem einzigartigen Zusammenspiel von Musik, Schauspiel, Tanz und bildender Kunst realisiert der Verein Tiefenrausch eine Reise zu verschiedenen Zeitinseln der Vergangenheit – den Tiefenrausch-Zyklus. Nach der erfolgreichen Aufführung des ersten Projekts im Jahr 2021 wird für 2024 die Uraufführung von «PEST – Ein Requiem auf das Leben» geplant.
Der Tiefenrausch-Zyklus setzt sich aus sieben Projekten und einem Schlussprojekt zusammen. Sie setzen sich fortlaufend mit neuen historischen Epochen auseinander, vom Mittelalter bis zur Gegenwart und Zukunft. Vermittelt durch ein Zusammenspiel von Musik, Schauspiel, Tanz und bildender Kunst, begegnen die Zuschauer:innen den Utopien, dem Aufbegehren sowie den Siegen und Niederlagen der europäischen Geschichte. Die verschiedenen Künste verleihen der Geschichte jeweils ein Gesicht. Sie reflektieren Ereignisse, antizipieren und prägen die vielfältigen gesellschaftlichen und politischen Strömungen. Getreu dem Motto «Wer die Erinnerung auslöscht, hat keine Zukunft» wird die Zeitreise zu verschiedenen Inseln der Vergangenheit eine Expedition ins kulturelle Gedächtnis, zu gewachsenen Werten, ihrer Weitergabe und Transformation. «Das Helle und das Dunkle, die gefundene Vielfalt wollen wir aufleuchten lassen. Dabei nimmt das Alte stets Bezug zur Gegenwart», erklärt Johannes Bucher, Künstlerischer Leiter des Projekts PEST. «Die Werke sollen helfen, die alte und neue Zeit besser zu verstehen.» Die Reise durch die Zeit begann im Hochmittelalter. Im Herbst 2021 hat der Verein Tiefenrausch das Stück «Kalenda Maya» produziert und aufgeführt. Die Episode handelt von Ehre, Enttäuschung und Treue. Die Rahmenhandlung der spartenübergreifenden Produktion bildete eine Schlüsselszene aus Wolfram von Eschenbachs «Parzival». Das Zusammenspiel mit Adolf Muschgs zeitgenössischer Parzival-Darstellung «Der Rote Ritter» eröffnete neue Interpretationsspielräume. Parzival und Sigune präsentierten sich in Schauspiel, Pantomime und Tanz.
Der Tod im Mittelpunkt
Die Uraufführung von «PEST – Ein Requiem auf das Leben», die zweite Produktion aus dem Tiefenrausch-Zyklus, ist für den Herbst 2024 geplant. Wie der Titel erahnen lässt, steht im Streifzug durchs Spätmittelalter der Tod im Zentrum. In zwei inhaltlich getrennten Sphären nähert sich das Stück dem Thema an. In der Rahmenhandlung geht es um den individuellen Tod, als Ausgangspunkt dient Johannes von Tepls Werk «Der Ackermann». Dieses wurde vom deutschen Autor und Dramaturgen Christoph Klimke überarbeitet. «Er ergänzte es behutsam mit eigenen Texten, die einen Bogen in die Pestjahre und in die heutige Zeit schlagen», sagt Johannes Bucher. Der Ackermann erlebt in der ersten Sphäre den Verlust seiner Frau und akzeptiert ihn nicht einfach. Vielmehr entfacht sich ein wilder Streit mit dem Tod. Eine Tänzerin als sogenannte Rote Figur ergänzt dabei die beiden Antagonisten. In der zweiten Sphäre erhalten die Zuschauer:innen durch Überlieferungen der Pest-Chronisten Einblicke in die Zeit zwischen 1348 und 1353. Der Tod wird nicht mehr individuell erfahren, sondern zu einem kollektiven Erlebnis. Europa erlebt mit dem Schwarzen Tod ein Massensterben, das allein in diesen fünf Jahren die europäische Bevölkerung um etwa ein Drittel dezimiert. Die sozialen Folgeerscheinungen sind verheerend. Die jüdische Bevölkerung wird als Brunnenvergifterin gebrandmarkt, und auch in Basel und Zürich kommt es zu Pogromen.
Das Alte mit dem Neuen verbinden
«In beiden Sphären gibt es Berührungspunkte mit Werken der Musik und Malerei, in der Literatur verbindet sich das Alte mit dem Neuen und auch der Tanz bewegt sich im Spannungsfeld von Historie und Moderne, sie ermöglichen eine neuartige Sichtweise auf die Vergangenheit, die Geschichtsschreibung aus der Sicht der Künste», führt Johannes Bucher aus. Als Aufführungsort wurde das in einem ehemaligen Weinkeller untergebrachte Theater STOK gewählt. Die Herausforderung der begrenzten Platzverhältnisse eröffnet die Möglichkeit, den gesamten Raum als Bühne zu nutzen, das Publikum wird die Szenerie hautnah erfahren und ist mittendrin im Geschehen. Die verschiedenen Künste treffen sich auf der Bühne zu einem Requiem auf das Leben.
Verein Tiefenrausch
Der gemeinnützige Verein Tiefenrausch bildet das Fundament des sich über mehrere Jahre hinziehenden Tiefenrausch-Zyklus. Er verantwortet die jeweiligen Projekte sowohl inhaltlich-organisatorisch, als auch finanziell und er engagiert die professionell ausgebildeten Mitwirkenden der verschiedenen Künste. Die Mittelbeschaffung ist, neben der Eigenleistung, breit abgestützt auf die Bereiche Trägerverein, Einzelspenden, Stiftungen, öffentliche Hand, Crowdfunding und Kleinsponsoring.