Freu­de statt Frust im Musikunterricht

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Mit einem neu­en Ange­bot will das Insti­tut Vor­schul­stu­fe und Pri­mar­stu­fe, NMS Bern den Musik­un­ter­richt für alle Kin­der för­dern. Dabei setzt der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein bei den Lehr­per­so­nen an. 

Alle Kin­der sol­len Zugang zu musi­ka­li­scher Bil­dung haben. Damit dies gelingt, müs­sen die Lehr­per­so­nen in Pri­mar­schu­len für den Musik­un­ter­richt befä­higt sein. Aller­dings gibt es heu­te Lehr­per­so­nen, die Musik unter­rich­ten, obschon sie das Fach in ihrer Grund­aus­bil­dung abge­wählt hat­ten. Und es gibt jene, die von sich über­zeugt sind, «unmu­si­ka­lisch» zu sein. Bei­des sind kei­ne opti­ma­len Vor­aus­set­zun­gen für die musi­ka­li­sche Bil­dung der Kin­der. Genau hier set­zen die neu­en Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te Musik An Pri­mar-Schu­len (MAPS) des Insti­tuts Vor­schul­stu­fe und Pri­mar­stu­fe, NMS Bern (IVP NMS) an.

Musi­ka­lisch – unmusikalisch

Ist eine Lehr­per­son über­zeugt, unmu­si­ka­lisch zu sein, so wirkt sich das ungün­stig auf den Musik­un­ter­richt aus. Zum einen weil die Über­zeu­gung ihre Lehr­fä­hig­keit hemmt und ihre eige­ne Moti­va­ti­on für das Fach min­dert. Zum ande­ren kann die Lehr­per­son ihre sta­ti­sche Fähig­keits­über­zeu­gung auf die Schüler*innen über­tra­gen. Hier setzt das Pro­jekt Präp-Labor an. Es ist neu ent­wickel­ter Kurs im Rah­men des MAPS-Ange­bo­tes. Mit Fachexerpt*innen und im Aus­tausch in der Grup­pe wer­den die Teil­neh­men­den in fünf Wei­ter­bil­dungs­work­shops an die­sen Her­aus­for­de­run­gen arbei­ten. Die Lehr­per­so­nen erfah­ren, dass ihre musi­ka­li­schen Fähig­kei­ten nicht sta­tisch sind. Das Ange­bot rich­tet sich an «Lehr­per­so­nen, denen der Musik­un­ter­richt oft Bauch­schmer­zen berei­tet, denen die nöti­ge Freu­de dar­an fehlt», nennt Dr. Serai­na Hür­le­mann die Ziel­grup­pe. Sie ist Mit­ar­bei­te­rin im For­schungs- und Ent­wick­lungs­schwer­punkt MAPS am IVP NMS. Über­zeu­gun­gen, «jemand ist ent­we­der ein­fach musi­ka­lisch oder eben nicht», sind ins­be­son­de­re in Bezug auf musi­ka­li­sche Fähig­kei­ten sehr stark ver­brei­tet. Sie basie­ren jedoch nicht auf wis­sen­schaft­lich fun­dier­tem Wis­sen: Sie ent­ste­hen im sozio­kul­tu­rel­len Kon­text als Teil des Alltagswissens.

Aus­ser­or­dent­li­che Zielgruppe

Musi­ka­li­sche Fähig­kei­ten kön­nen trai­niert, auf­ge­baut und erwei­tert wer­den. Das sol­len Lehr­per­so­nen in dem Pro­jekt erfah­ren. Sie sol­len selbst ler­nen, dass sie ihre musi­ka­li­schen Fähig­kei­ten ver­bes­sern kön­nen. Sie müs­sen die­se nicht ein­fach als gege­ben akzep­tie­ren. Die gegen­wär­ti­ge For­schung weist dar­auf hin, dass bereits die Über­tra­gung theo­re­ti­scher Kennt­nis­se wirkt. Sie ver­än­dert die Über­zeu­gung der Lehr­per­so­nen von den eige­nen Fähig­kei­ten. Dies ver­bes­sert die Qua­li­tät ihres Unter­richts merk­bar. Um die­ses Ange­bot umset­zen zu kön­nen, sucht der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein IVP NMS Spen­den. Weil sich das ein­zig­ar­ti­ge Aus­bil­dungs­pro­gramm an Lehr­per­so­nen rich­tet, die sich selbst als unmu­si­ka­lisch bezeich­nen und im Nor­mal­fall gera­de nicht in ihre musi­ka­li­sche Aus- und Wei­ter­bil­dung inve­stie­ren wür­den, ist von Sei­ten der Fachexpert*innen ein brei­tes Reper­toire an Fähig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten im päd­ago­gi­schen, fach­di­dak­ti­schen und ins­be­son­de­re auch im zwi­schen­mensch­li­chen erfor­der­lich. Die­ser erhöh­te Auf­wand bedarf jedoch zusätz­li­cher Mittel.

20 Jah­re Jubiläum

Dass das IVP NMS Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te im Fach Musik ent­wickelt, ist einer Initia­ti­ve zum 20-Jah­re-Jubi­lä­um zu ver­dan­ken. «Acht Musik-Dozie­ren­de haben vor zwei Jah­ren in einer Ent­wick­lungs­grup­pe dazu Über­le­gun­gen ange­stellt, haben Recher­chen ange­stellt und sich an den Schu­len her­um­ge­hört», sagt Hür­le­mann. Dar­auf auf­bau­end haben sie ent­schie­den, unter dem Akro­nym MAPS (Musik An Pri­mar-Schu­len) ein Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bot auf­zu­bau­en. Unter der Lei­tung von Rudolf Kämpf, Dozent für Musik am IVP NMS,  haben sie ein Kurs­an­ge­bot ent­wickelt. Zum Jubi­lä­um im ver­gan­ge­nen Jahr wur­de an einer Kick-Off-Ver­an­stal­tung unter dem Titel «Ach­tung, fer­tig, Musik!» Kur­se für Lehr­per­so­nen kosten­los ange­bo­ten. Die Nach­fra­ge war gross, auch für die Fol­ge­kur­se im Früh­jahr 2022. Um das Ange­bot des IVP NMS eigen­stän­di­ger zu posi­tio­nie­ren, will Regie­rungs­rat des Kan­tons Bern das Insti­tut im kom­men­den Jahr zum eigen­stän­di­gen Päd­ago­gi­schen Hoch­schul­in­sti­tut machen.

Hoch­schul­in­sti­tut IVP NMS 

Das Hoch­schul­in­sti­tut IVP NMS bil­det im Zen­trum von Bern Lehr­per­so­nen für die Kin­der­gar­ten- und Pri­mar­stu­fe aus. Die Aus­bil­dung ist umfas­send, pra­xis­nah und per­sön­lich. Die Insti­tuts­kul­tur über­zeugt mit einer anre­gen­den Lern­um­ge­bung in über­schau­ba­ren Semi­nar­grup­pen. Eng ver­bun­den mit der Leh­re ist die For­schung und Ent­wick­lung am IVP NMS. Bei­de Berei­che ori­en­tie­ren sich sowohl an den Bezugs­wis­sen­schaf­ten als auch an der Exper­ti­se der beruf­li­chen Pra­xis. Aktu­ell ist das Insti­tut noch der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le  PH Bern ange­glie­dert und soll 2023 eigen­stän­dig werden.

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