Digitalisierung, Partizipation, Individualisierung und einiges mehr beschäftigen die Schule von heute. Wie werden sie die Schule der Zukunft prägen? Braucht es künftig überhaupt noch Klassenzimmer? Inwieweit sollen digitale Konzepte, wie gestütztes Lernen durch künstliche Intelligenz in den Lernprozess integriert werden? Klar ist, das Schulsystem ist ein dynamisches Gebilde und es wird Veränderungen geben. In einer Ausstellung zeigt das Schulmuseum Bern fünf möglich Schulszenarien der Zukunft.
«Schule. Experiment der Zukunft». Unter diesem Namen führt die Stiftung Schulmuseum Bern in Köniz ihre nächste Ausstellung durch. Damit möchte sie auf künftige Themen rund um unser Bildungssystem hinweisen und zur Diskussion in der breiten Öffentlichkeit wie auch in Fachkreisen anregen. Es ist eine Wanderausstellung. Sie wird zum einen im Museum in Köniz inszeniert, zum anderen in diversen Pädagogischen Hochschulen, Universitäten und Bibliotheken der Schweiz. Damit werden wichtige Zielgruppen differenziert erreicht. Angehende Lehrer*innen kommen durch die Wanderausstellung mit dem Thema aus einer zusätzlichen Perspektive in Kontakt. Wichtig ist vor allem, dass Besuchende ihre Meinung und Einstellung zum Thema hinterfragen und miteinander teilen.
Die Frage nach der Trägerschaft und der Selektion
Die Ausstellung widmet sich fünf möglichen Szenarien, wie die Schule von morgen aussehen könnte. Diese werden je als politische Initiative dargestellt. Besuchende der Ausstellung werden mit einem Smartvote-Fragebogen zu diesen befragt. So erhalten sie eine Einordnung, einen Smartspider, ihrer eigenen Position zu den fünf Initiativen. Die Szenarien orientieren sich an wesentlichen Fragestellungen zur Schule der Zukunft. So wird die Frage gestellt, wie die Schule künftig hinsichtlich Trägerschaft, Finanzierung und Lenkung organisiert sein wird. Entsteht eventuell ein neuer Markt mit weiteren Bildungsanbietern, wo bis anhin mehrheitlich staatliche Angebote verfügbar waren? Wird sich die Finanzierung durch Steuergelder ändern? Und wenn ja wie? Und wer kontrolliert das Ganze? Ein weiterer, kritisch beleuchteter Punkt ist die Selektion. Heute schätzen Lehrpersonen die Leistungen der Schüler*innen ein. Mit dem daraus resultierenden Schulabschluss werden die Weichen für den darauffolgenden Ausbildungsweg gestellt. Doch ist eine Selektion in Zukunft noch erwünscht? Zu welchem Zeitpunkt soll – wenn überhaupt – eine «Auslese» geschehen?
Die Rolle der Eltern
Auch die Zusammenarbeit der Schulbehörden, der Lehrerinnen und Lehrer mit den Eltern wird hinterfragt. Wie sieht die Unterrichtsorganisation in der Schule von morgen aus. Die Fragen nach Individualisierung und Standardisierung spielen hier eine grosse Rolle. Geht man künftig auf die einzelnen Individuen ein? Oder müssen sich alle Schüler*innen mit dem gleichen Schulstoff auseinandersetzen? Insgesamt deckt der Smartspider acht Kategorien ab. Neben der Finanzierung und der Selektion sind dies Lehrplan, Schulprogramme, Partizipation, Technologie, Organisation und Eltern. Das heutige Bildungssystem sieht sich also mit vielen Fragen konfrontiert. Dies möchte die Stiftung Schulmuseum Bern in Köniz nun anhand der Ausstellung «Schule. Experiment der Zukunft» veranschaulichen. Bislang gibt es kein vergleichbares Projekt hierzulande. Das Projekt wird durch Sponsoren und sowie auch Förderstiftungen, wie die Jacobs Foundation und die Ernst Göhner Stiftung, unterstützt. Für das restliche Projektbudget sammelt die Stiftung Spenden.
Stiftung Schulmuseum Bern
Das Schulmuseum Bern widmet sich der Sammlung, dem Erwerb, der Aufbewahrung, der Erschliessung und der Forschung rund um das Kulturgut der Schule und der Lehrer*innenbildung. 60’000 Stücke umfasst die Sammlung. Im öffentlichen Museum stellt die Stiftung ausgewählte Objekte ihrer Sammlung aus. Das Schulmuseum Bern wird neben der professionellen Geschäftsleitung von Mitarbeiter*innen ehrenamtlich betrieben. Die Stiftung zählt total etwa 70 engagierte Personen, die punktuell oder längerfristig mitwirken.