Das erste Gefängnistheater der Schweiz – AUSBRUCH – inszeniert mit Insassen Theaterstücke. Jetzt will das Team des Vereins als nächstes mit Schreibwerkstätten den Insassen die Leidenschaft fürs Schreiben vermitteln.
Eine Schreibwerkstatt für Insassen ist das nächste Projekt, das AUSBRUCH realisieren will. «Ich habe selbst Literarisches Schreiben studiert und würde meine Leidenschaft für das Schreiben gerne mit den Gefangenen teilen», sagt Anja Schmitter, bei AUSBRUCH für Kommunikation und Texte verantwortlich.
Aufwändige Sicherheit
Der gemeinnützige Verein AUSBRUCH ist das erste Gefängnistheater der Schweiz. Gegründet wurde er 2012. Intendantin Annina Sonnenwald kontaktierte vor bald zehn Jahren mit ihrer Idee Marcel Ruf, den Leiter der Justizvollzugsanstalt JVA Lenzburg. Sie wollte gerne Theaterkurse für Gefangene anbieten. Sie erhielt die Zusage.
Dennoch, der Anfang war nicht einfach. Denn eine Theatergruppe in einer JVA ein Stück inszenieren zu lassen ist sicherheitstechnisch aufwändig. Und da es zuvor kein vergleichbares Projekt in der Schweiz gab fehlten Erfahrungswerte. «Doch je mehr Projekte AUSBRUCH hinter den Gefängnismauern realisieren konnte, desto mehr Vertrauen gewann das Team», sagt Anja Schmitter. In der JVA Lenzburg, wo alles begann, inszeniert AUSBRUCH seit der ersten Produktion im 2013 alle zwei Jahre ein Stück. Und auch bei neu angefragten Gefängnisleitungen konnte auf den gewonnen Erfahrungen aufgebaut werden. Das Konzept wurde vor einem Jahr erfolgreich ausgeweitet. AUSBRUCH realisiert heute Theateraufführungen und Filmprojekte in Gefängnissen in der ganzen Schweiz.
Gemeinsame Stückauswahl
Für die Insassen ist das Theater die Möglichkeit, als Schauspieler das Gefängnis für einen Moment zu vergessen. Sie können in die Welt des Theaters eintauchen. Für das Team von AUSBRUCH sind denn auch die persönlichen Biografien der Gefangenen kein Thema. Anja Schmitter sagt: «Wir wissen somit nicht, wegen welchem Vergehen jemand im Gefängnis sitzt.» Im Vordergrund steht das gemeinsame Erarbeiten eines Stückes, die Wahl des Stücks, des Themas. «Unsere Methode besteht darin, mit den Gefangenen zusammen die Inszenierungen zu erarbeiten. Wir sind primär Theateraktivist*innen», sagt sie.
Aber natürlich hat die Arbeit auch einen sozialen Aspekt. Die Theaterarbeit fördert vielerlei soziale Kompetenzen der Gefangenen, wie das Agieren im Team oder das Erlernen von sicherem Auftreten. «Somit gehen wir auch davon aus, dass das Theater zumindest einen kleinen Beitrag zur Resozialisierung der Gefangenen beitragen kann», sagt Anja Schmitter. Aber die Arbeit von AUSBRUCH zielt nicht nur auf die Insassen. Ebenso will das Projekt die Transparenz fördern. «Das externe Publikum erhält beim Besuch des Gefängnistheaters einen einmaligen Einblick in die Realität des Justizvollzugs und somit auch in die Lebensrealität eines weggesperrten Teils der Gesellschaft.»
Neues Projekt
Mit der Schreibwerkstatt will AUSBRUCH nun mit einem weiteres Angebot den Gefangenen die Möglichkeit zum kreativen Arbeiten geben. «Die Gefangenen haben meist ja sehr viel zu erzählen und auch ein Interesse, sich mitzuteilen», sagt Anja Schmitter. Das Pilotprojekt soll im neuen Jahr starten. Allerdings ist die Finanzierung noch nicht sichergestellt. Der gemeinnützige Verein ist auf Spenden angewiesen, um das Projekt zu realisieren.
AUSBRUCH
AUSBRUCH schafft Theaterprojekte mit Gefangenen in verschiedenen Haftanstalten in der Schweiz. Seit 2012 inszeniert der Verein Produktionen in der JVA Lenzburg, zudem gestaltet AUSBRUCH Kurse als Freizeitangebot für die Gefangenen. Ziel ist es, Kultur und Justiz zu verbinden, und den Gefangenen den Zugang zum Theater zu gewähren. Dies kann zu einem Teil der Resozialisierung beitragen, sowie auch den Haftalltag mit verschiedenen kulturellen Themen bereichern.