Menschen haben ein Anrecht auf Aus- und Weiterbildung. Der gemeinnützige Verein machTheater setzt sich für Menschen mit mittelschweren kognitiven Behinderungen ein und ermöglicht ihnen einen Einstieg in die Berufswelt.
Die Ausbildung ist in unserer Gesellschaft entscheidend für den weiteren Lebenslauf. Sie ist die Basis für den beruflichen Werdegang und Grundlage für ein selbstständiges Leben. Für Menschen mit einer Beeinträchtigung ist sie oft das erste Hindernis. Um Menschen mit sogenannten mittelschweren kognitiven Behinderungen eine berufliche Chancengleichheit zu garantieren, engagiert sich machTheater. «Es handelt sich um Menschen, die meist weder fliessend lesen noch schreiben und rechnen können», sagt Urs Beeler vom Leitungsteam machTheater. Mit seiner Tätigkeit setzt sich der gemeinnützige Verein für das Recht jedes Menschen auf eine Aus- und Weiterbildung ein. Sein Handeln orientiert sich an dem 2008 in Kraft getretenen Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Die UN-Behindertenrechtskonvention).
Mehr Zeit, mehr Wirkung
machTheater bietet Menschen mit einer kognitiven Behinderung eine erstmalige Ausbildung im kommunikativ-gestalterischen Bereich. Dabei setzt der Verein auf Kompetenzvermittlung durch handelndes Lernen. Die Lernenden erleben praxisnah den Arbeitsalltag. Sie sind in die Probeprozesse und Aufführungen von Theater-Inszenierungen eingebunden. Sie sind ebenso mitverantwortlich für Museums-Führungen, Workshops oder Auftragsfilme. Weitere Tätigkeiten, die sie erfüllen, sind im Event-Assistenzbereich, das heisst im Service, der Garderobe, im Ticketing oder an der Kaffeebar. Diese Praktische Ausbildung PrA ist INSOS zertifiziert. INSOS ist der Branchenverband der Dienstleister für Menschen mit Behinderung. «Die langjährige Erfahrung zeigt jedoch, dass zwei Lehrjahre für die Menschen, die bei uns eine Ausbildung absolvieren, zu kurz sind», sagt das Leitungsteam. Deswegen setzt sich der Verein für ein 3. Lehrjahr ein. Dieses ermöglicht es den Lernenden, die Grundausbildung in einem adäquaten Tempo zu absolvieren. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den Praktikas zu. Urs Beeler erklärt die Herausforderung: «Menschen mit grösseren kognitiven Behinderungen können nur in der Begegnung mit Arbeitgebenden ihre persönlichen Vorzüge und Fähigkeiten zur Geltung bringen.»
Deswegen ist es für sie zwingend, dass die Lernenden genügend Zeit für Praktika haben. So können sie ihre Qualitäten zeigen, die besonders im zwischenmenschlichen Bereich liegen. «Sie sind motiviert und pünktlich, zuverlässig, einnehmend und fröhlich», sagt er. Gerne übernehmen sie Routinearbeiten. Der Verein hilft auch bei der Stellenvermittlung nach abgeschlossener Ausbildung. Das eigene Job Scouting in Partnerschaft mit der Personalvermittlung mitschaffe.ch sucht Firmen und Organisationen im ersten Arbeitsmarkt, die an der beruflichen Inklusion von Menschen mit kognitiven Handicaps interessiert sind.
Verein ist auf Spenden angewiesen
«Der gesamte Prozess vom ersten Ausbildungstag bis zur Anstellung am internen oder externen Arbeitsort wird durch Coaching begleitet», sagt Britta Halperin. Zur Finanzierung dieses wichtigen 3. Lehrjahres sucht der Verein finanzielle Unterstützung. Die INSOS zertifizierte Ausbildung ist auf zwei Jahre ausgelegt. Auch die Teilfinanzierung über IV-Kostengutsprachen beschränkt sich auf diesen Zeitraum. Deswegen ist machTheater für das dritte Jahr vollständig auf andere Finanzierungsquellen angewiesen. Dazu gehören neben den Mitgliederbeiträgen insbesondere auch Spendenbeiträge und Stiftungsgelder.
machTheater
Der gemeinnützige Verein machTheater ermöglicht jungen Menschen mit kognitiven Einschränkungen einen lückenlosen gestalterischen Bildungsweg. Dabei handelt er gemäss den Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die 2008 in Kraft getreten ist. Vom Freizeitkurs über die Berufsvorbereitung in die professionelle zertifizierte Berufsausbildung «Schauspiel, Kommunikation, verwandte & neue Medien», winkt nach abgeschlossener Ausbildung ein Arbeitsplatz. Dieses gestalterische Angebot ist europaweit einzigartig.