kantha bopha
Siem Reap, 6.-8.2.2023; Kantha Bopha . Photo Monika Flueckiger

Kan­tha Bopha: Beat Rich­ners Werk lebt weiter

Zuletzt aktualisiert:

Vor gut 30 Jah­ren grün­de­te der Zür­cher Kin­der­arzt Beat Rich­ner die Stif­tung Kin­der­spi­tal Kan­tha Bopha zum Wie­der­auf­bau des gleich­na­mi­gen Kin­der­spi­tals in Kam­bo­dscha. Seit dem Tod von «Bea­to­cel­lo» und sei­nes lang­jäh­ri­gen Weg­be­glei­ters Peter Stu­der lei­ten ein­hei­mi­sche Ärz­te die mitt­ler­wei­le fünf Kantha-Bopha-Kinderspitäler.

Es ist Mit­te der 1970-er-Jah­re. Beat Rich­ner, ein jun­ger Zür­cher Arzt, arbei­tet für das Schwei­ze­ri­sche Rote Kreuz im Kin­der­spi­tal Kan­tha Bopha in Kam­bo­dscha, als er nach der Macht­über­nah­me der Roten Khmer das Land flucht­ar­tig ver­las­sen muss. Zurück in der Schweiz, eröff­net er in Zürich eine eige­ne Kin­der­arzt­pra­xis und ent­wickelt, als begei­ster­ter Cel­list, neben­bei die Figur des Musik­clowns «Bea­to­cel­lo». Erst vie­le Jah­re spä­ter kehrt Beat Rich­ner wie­der nach Kam­bo­dscha zurück: Im Jahr 1991 wird er vom dama­li­gen König Noro­dom Siha­nouk gebe­ten, das im Krieg zer­stör­te Kin­der­spi­tal wie­der auf­zu­bau­en. Noch im sel­ben Jahr bricht der Kin­der­arzt sei­ne Zel­te in der Schweiz ab und reist mit 50’000 Fran­ken Spen­den­gel­dern nach Kam­bo­dscha. Am 2. Novem­ber 1992 wird das Kin­der­spi­tal Kan­tha Bopha I in Phnom Penh eröffnet.

Über 19 Mil­lio­nen Kin­der behandelt

Seit­her hat die Stif­tung in Kam­bo­dscha vier wei­te­re Kin­der­spi­tä­ler und eine Geburts­kli­nik errich­tet. Heu­te beschäf­ti­gen die Kan­tha-Bopha-Spi­tä­ler 2500 ein­hei­mi­sche Mit­ar­bei­ten­de und haben den Sta­tus von Uni­ver­si­täts­kli­ni­ken. In den Kli­ni­ken wer­den rund 85 Pro­zent aller kran­ken Kin­der des Lan­des ver­arz­tet; seit 1992 wur­den über 19 Mil­lio­nen Kin­der ambu­lant und wei­te­re 2,5 Mil­lio­nen Kin­der sta­tio­när behan­delt, die mei­sten unent­gelt­lich. Denn die Mehr­heit der Fami­li­en sei­en mit­tel­los und schlicht nicht in der Lage, für die Behand­lung der kran­ken Kin­der zu bezah­len, schreibt die Stif­tung in ihrem Jah­res­be­richt 2022. Als Uni­ver­si­täts­spi­tä­ler sind die Kan­tha-Bopha-Kli­ni­ken auch Aus­bil­dungs­stät­ten für ange­hen­de Ärz­te und Pfle­ge­fach­per­so­nen. Die kam­bo­dscha­ni­schen Ärz­te wer­den durch eine enge Zusam­men­ar­beit mit dem Uni­ver­si­täts-Kin­der­spi­tal Zürich aus- und weitergebildet.

Kan­tha Bopha Bild: Moni­ka Flückiger 

Selbst­stän­di­ge Kan­tha-Bopha Spitäler

Der 2018 ver­stor­be­ne Beat Rich­ner war aber nicht nur ein enga­gier­ter Kin­der­arzt, son­dern auch ein begna­de­ter Fund­rai­ser: Als «Bea­to­cel­lo» tour­te er regel­mäs­sig durch die Schweiz und trat unter ande­rem an der jähr­lich statt­fin­den­den Gala­ver­an­stal­tung der Stif­tung im Cir­cus Knie auf. Das Ziel von Rich­ner und sei­nem lang­jäh­ri­gen Stell­ver­tre­ter Peter Stu­der, war es, für einen naht­lo­sen Über­gang ein erfah­re­nes Lei­tungs­team aus kam­bo­dscha­ni­schen Ärz­ten und Direk­to­ren auf­zu­bau­en. Die­ser Wech­sel kam frü­her als erwar­tet: Beat Rich­ner erliegt 2018 mit 71 Jah­ren einer schwe­ren Hirn­er­kran­kung. Nur zwei Jah­re spä­ter stirbt auch sein Nach­fol­ger, der Kin­der­arzt Peter Stu­der. Das kam­bo­dscha­ni­sche Lei­tungs­team unter Gene­ral­di­rek­tor Denis 

Lau­rent und den bei­den Chef­ärz­ten Yay Chan­ta­na und Ky San­ty über­nimmt im Mai 2020 den Betrieb und steht gleich vor gros­sen Her­aus­for­de­run­gen: Wegen der Coro­na-Pan­de­mie ist es dem Stif­tungs­rat zwei Jah­re lang nicht mög­lich, die Kin­der­spi­tä­ler in Kam­bo­dscha zu besu­chen. Wäh­rend die­ser Zeit fal­len auch die Gel­der weg, wel­che die Stif­tung aus dem Ticket­ver­kauf der Tem­pel­an­la­gen Ang­kor Wat bezieht. Im Jah­res­be­richt 2022 hält der Stif­tungs­rat fest: «Auch ohne Unter­stüt­zung vor Ort durch die Spe­zia­li­stin­nen und Spe­zia­li­sten vom Kin­der­spi­tal Zürich und wei­te­re Insti­tu­tio­nen konn­ten hun­dert­tau­sen­de kran­ke Kin­der behan­delt und geheilt wer­den.» Damit hät­ten die Kan­tha-Bopha-Spi­tä­ler bewie­sen, dass sie medi­zi­nisch selbst­stän­dig funk­tio­nie­ren. Bereits 2018 wur­de die kam­bo­dscha­ni­sche Kan­tha Bopha Foun­da­ti­on gegrün­det. Seit­her stei­gen die pri­va­ten Spen­den im Land kon­ti­nu­ier­lich an. Zwi­schen der schwei­ze­ri­schen und der kam­bo­dscha­ni­schen Stif­tung besteht eine enge Zusam­men­ar­beit, wel­che die Finan­zie­rung der Spi­tä­ler lang­fri­stig sichern soll – damit das Werk von Beat Rich­ner in sei­nem Sinn wei­ter­be­steht: alle kran­ken und ver­letz­ten Kin­der kosten­los und mit den Mit­teln der moder­nen Medi­zin zu behandeln.

Stif­tung Kin­der­spi­tal Kan­tha Bopha

Die fünf Kan­tha Bopha-Spi­tä­ler in Kam­bo­dscha wer­den von der Schwei­zer Stif­tung mit Sitz in Zürich ver­wal­tet und beglei­tet. Ihre Auf­ga­be ist es, für die Wei­ter­ent­wick­lung der Betrie­be zu sor­gen und Spen­den für ihre Akti­vi­tä­ten zu sam­meln. Die Stif­tung unter­stützt zudem die Aus­bil­dung von Ärz­ten und Medi­zin­stu­den­ten in Kam­bo­dscha. Nach dem Tod der bei­den Grün­der Beat Rich­ner und Peter Stu­der haben im Mai 2020 ein­hei­mi­sche Chef­ärz­tin­nen und Chef­ärz­te sowie der Gene­ral­di­rek­tor die Lei­tung der Spi­tä­ler über­nom­men. Jeden Tag wer­den in den Kan­tha-Bopha-Spi­tä­lern rund 2500 kran­ke oder ver­letz­te Babys und Kin­der kosten­los medi­zi­nisch betreut. Die Betriebs­ko­sten der fünf Spi­tä­ler betra­gen rund 40 Mil­lio­nen Fran­ken pro Jahr. Die Mit­tel stam­men vom kam­bo­dscha­ni­schen Staat und dem Deza sowie von pri­va­ten und insti­tu­tio­nel­len Spender:innen.

Das Spen­den­ma­ga­zin von StiftungSchweiz rich­tet sich an Spen­de­rin­nen und Spen­der. Es infor­miert über aktu­el­le Pro­jek­te, Trends im Spen­den­markt und gibt Tipps, die das digi­ta­le Spen­den ein­fa­cher machen. Jede zwei­te Woche erscheint ergän­zend der «Do Good» Spen­den-News­let­ter.