Vor gut 30 Jahren gründete der Zürcher Kinderarzt Beat Richner die Stiftung Kinderspital Kantha Bopha zum Wiederaufbau des gleichnamigen Kinderspitals in Kambodscha. Seit dem Tod von «Beatocello» und seines langjährigen Wegbegleiters Peter Studer leiten einheimische Ärzte die mittlerweile fünf Kantha-Bopha-Kinderspitäler.
Es ist Mitte der 1970-er-Jahre. Beat Richner, ein junger Zürcher Arzt, arbeitet für das Schweizerische Rote Kreuz im Kinderspital Kantha Bopha in Kambodscha, als er nach der Machtübernahme der Roten Khmer das Land fluchtartig verlassen muss. Zurück in der Schweiz, eröffnet er in Zürich eine eigene Kinderarztpraxis und entwickelt, als begeisterter Cellist, nebenbei die Figur des Musikclowns «Beatocello». Erst viele Jahre später kehrt Beat Richner wieder nach Kambodscha zurück: Im Jahr 1991 wird er vom damaligen König Norodom Sihanouk gebeten, das im Krieg zerstörte Kinderspital wieder aufzubauen. Noch im selben Jahr bricht der Kinderarzt seine Zelte in der Schweiz ab und reist mit 50’000 Franken Spendengeldern nach Kambodscha. Am 2. November 1992 wird das Kinderspital Kantha Bopha I in Phnom Penh eröffnet.
Über 19 Millionen Kinder behandelt
Seither hat die Stiftung in Kambodscha vier weitere Kinderspitäler und eine Geburtsklinik errichtet. Heute beschäftigen die Kantha-Bopha-Spitäler 2500 einheimische Mitarbeitende und haben den Status von Universitätskliniken. In den Kliniken werden rund 85 Prozent aller kranken Kinder des Landes verarztet; seit 1992 wurden über 19 Millionen Kinder ambulant und weitere 2,5 Millionen Kinder stationär behandelt, die meisten unentgeltlich. Denn die Mehrheit der Familien seien mittellos und schlicht nicht in der Lage, für die Behandlung der kranken Kinder zu bezahlen, schreibt die Stiftung in ihrem Jahresbericht 2022. Als Universitätsspitäler sind die Kantha-Bopha-Kliniken auch Ausbildungsstätten für angehende Ärzte und Pflegefachpersonen. Die kambodschanischen Ärzte werden durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Universitäts-Kinderspital Zürich aus- und weitergebildet.

Selbstständige Kantha-Bopha Spitäler
Der 2018 verstorbene Beat Richner war aber nicht nur ein engagierter Kinderarzt, sondern auch ein begnadeter Fundraiser: Als «Beatocello» tourte er regelmässig durch die Schweiz und trat unter anderem an der jährlich stattfindenden Galaveranstaltung der Stiftung im Circus Knie auf. Das Ziel von Richner und seinem langjährigen Stellvertreter Peter Studer, war es, für einen nahtlosen Übergang ein erfahrenes Leitungsteam aus kambodschanischen Ärzten und Direktoren aufzubauen. Dieser Wechsel kam früher als erwartet: Beat Richner erliegt 2018 mit 71 Jahren einer schweren Hirnerkrankung. Nur zwei Jahre später stirbt auch sein Nachfolger, der Kinderarzt Peter Studer. Das kambodschanische Leitungsteam unter Generaldirektor Denis
Laurent und den beiden Chefärzten Yay Chantana und Ky Santy übernimmt im Mai 2020 den Betrieb und steht gleich vor grossen Herausforderungen: Wegen der Corona-Pandemie ist es dem Stiftungsrat zwei Jahre lang nicht möglich, die Kinderspitäler in Kambodscha zu besuchen. Während dieser Zeit fallen auch die Gelder weg, welche die Stiftung aus dem Ticketverkauf der Tempelanlagen Angkor Wat bezieht. Im Jahresbericht 2022 hält der Stiftungsrat fest: «Auch ohne Unterstützung vor Ort durch die Spezialistinnen und Spezialisten vom Kinderspital Zürich und weitere Institutionen konnten hunderttausende kranke Kinder behandelt und geheilt werden.» Damit hätten die Kantha-Bopha-Spitäler bewiesen, dass sie medizinisch selbstständig funktionieren. Bereits 2018 wurde die kambodschanische Kantha Bopha Foundation gegründet. Seither steigen die privaten Spenden im Land kontinuierlich an. Zwischen der schweizerischen und der kambodschanischen Stiftung besteht eine enge Zusammenarbeit, welche die Finanzierung der Spitäler langfristig sichern soll – damit das Werk von Beat Richner in seinem Sinn weiterbesteht: alle kranken und verletzten Kinder kostenlos und mit den Mitteln der modernen Medizin zu behandeln.

Stiftung Kinderspital Kantha Bopha
Die fünf Kantha Bopha-Spitäler in Kambodscha werden von der Schweizer Stiftung mit Sitz in Zürich verwaltet und begleitet. Ihre Aufgabe ist es, für die Weiterentwicklung der Betriebe zu sorgen und Spenden für ihre Aktivitäten zu sammeln. Die Stiftung unterstützt zudem die Ausbildung von Ärzten und Medizinstudenten in Kambodscha. Nach dem Tod der beiden Gründer Beat Richner und Peter Studer haben im Mai 2020 einheimische Chefärztinnen und Chefärzte sowie der Generaldirektor die Leitung der Spitäler übernommen. Jeden Tag werden in den Kantha-Bopha-Spitälern rund 2500 kranke oder verletzte Babys und Kinder kostenlos medizinisch betreut. Die Betriebskosten der fünf Spitäler betragen rund 40 Millionen Franken pro Jahr. Die Mittel stammen vom kambodschanischen Staat und dem Deza sowie von privaten und institutionellen Spender:innen.