Bildung sei die einzige nachhaltige Art der Entwicklungszusammenarbeit, ist der Förderverein Humanitas überzeugt. Er entwickelt seit vier Jahren ein landwirtschaftliches Zentrum im westafrikanischen The Gambia. Dort lernen Frauen und Männer die Prinzipien der Permakultur kennen und können sich so eine sichere Lebensgrundlage schaffen.
Gambia, der kleinste Staat auf dem afrikanischen Festland, ist eines der ärmsten Länder der Welt. Mit Ausnahme eines kurzen Küstenabschnittes an der Mündung des Flusses in den Atlantik wird Gambia vollständig von Senegal umschlossen. Das wirtschaftliche Rückgrat bildet traditionellerweise die Landwirtschaft, die zunehmend vom Tourismus und von der Baubranche abgelöst wird. Die wirtschaftliche Lage, Arbeitslosigkeit und die Folgen des Klimawandels zwingen viele Menschen dazu, das Land zu verlassen. «The Gambia hat sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem der Hauptherkunftsländer afrikanischer Flüchtlinge entwickelt», erklärt Silvan Metzger, Vize-Präsident des Fördervereins Humanitas (FVH). «Wir wollten deshalb ein Projekt initiieren, das jungen Menschen in ihrem eigenen Land die Perspektive auf eine sichere Existenz schafft.»
Permakultur
Der gemeinnützige Verein wurde 1998 von seinem Präsidenten Christoph Umbricht in der Schweiz gegründet. Seit 2013 ist er mit einer eigenen Vertretung in The Gambia registriert, um Projekte in den Bereichen Bildung, Landwirtschaft und Gesundheit zu realisieren. Heute konzentriert er sich auf den Betrieb des 2020 gegründeten «Tanji Education Center for Permaculture» (TEC). Hier arbeiten aktuell etwa zehn junge Frauen und Männer und lernen alles über Permakultur. «Sie ist unser Ansatz einer naturnahen, einfach anwendbaren Landwirtschaft, die Pflanzen, Tiere, Boden, Wassermanagement und menschliche Bedürfnisse aufeinander abstimmt», sagt Metzger, der das TEC vor vier Jahren gründete. Die Permakultur eigne sich gut für kleine Grundstücke, wie sie die meisten Familien in The Gambia besitzen. «Wir zeigen ganz konkret auf, welche Chancen eine nachhaltige Landwirtschaft bietet und mit welchen einfachen Tricks ein unfruchtbarer Boden fruchtbar gemacht werden kann. Gleichzeitig fördern wir die Biodiversität und leisten einen kleinen, aber wichtigen Beitrag gegen die fortschreitende Entwaldung der Sahelzone und somit gegen den Klimawandel.» Fachlich wird das landwirtschaftliche Kompetenzzentrum durch den Schweizer Patrick Müller begleitet, der seit 2016 mit seiner Familie in The Gambia lebt.

Eigene Mikro-Landwirtschaft starten
Laut Silvan Metzger entwickle sich das TEC sehr erfreulich: «Nicht nur die lokale Bevölkerung interessiert sich zunehmend für das Projekt, auch andere Hilfswerke und Organisationen möchten mit uns zusammenarbeiten, um jungen Gambiern die Vorteile der Permakultur zu vermitteln. Das Projekt hat inzwischen eine überregionale Strahlkraft erhalten, was uns darin bestärkt, das TEC stetig weiterzuentwickeln und weiter zu öffnen als Ort der Inspiration.» In einem späteren Schritt möchte der Förderverein lokale Familien dazu anleiten, auf ihren eigenen Grundstücken eine Mikro-Landwirtschaft zu starten und sich damit eine sichere Lebensgrundlage aufzubauen. Denn der Förderverein ist überzeugt, dass für ein Land wie The Gambia Bildung, sei es Schulbildung für Kinder oder Berufsbildung für junge Erwachsene, die einzige nachhaltige Entwicklungshilfe sei – ganz im Sinn einer «Hilfe zur Selbsthilfe».

Dank einer zweckgebundenen Spende konnte der FVH im Sommer 2023 die Anbaufläche im Sinne der Permakultur auf rund drei Hektaren erweitern. Eine weitere Hektare möchte er auf dem Nachbargrundstück erwerben, um das Projekt nachhaltig zu sichern. «Dadurch können wir nicht nur weitere Permakultur-Elemente integrieren, sondern auch dank grösserer Ernten die Erträge erhöhen», so der Vizepräsident. Der Verkauf der Ernte bleibe dabei «reines Mittel zum Zweck»: «Mit dem Erlös sichern wir langfristig den Fortbestand unserer Farm als Ort der Wissensvermittlung und als Kompetenzzentrum für naturnahe Landwirtschaft in Gambia.» Für die nächsten zwölf Monate möchte der FVH weitere Massnahmen umsetzen; etwa Schafe halten, die den Boden auf natürliche Art düngen sollen, oder eine Fischzucht anlegen: Fisch, die Hauptproteinquelle der Bevölkerung in Gambia, wird wegen der Überfischung durch chinesische Fangschiffe stetig teurer.

Förderverein Humanitas
Der gemeinnützige Förderverein Humanitas unterstützt seit 1998 nachhaltige Schul- und Landwirtschaftsprojekte im westafrikanischen Staat The Gambia. Sein Hauptprojekt ist der Betrieb des Tanji Education Center for Permaculture (TEC). In diesem landwirtschaftlichen Kompetenzzentrum werden nach dem Motto «Hilfe zur Selbsthilfe» Frauen und Männer in den Grundlagen der Permakultur ausgebildet. Damit sollen sich die Kleinbauernfamilien eine sichere Lebensgrundlage schaffen können. Gleichzeitig soll ihr Bewusstsein für Biodiversität, natürliche Kreisläufe und ein gesundes Ökosystem gefördert werden. Dank den Mitgliederbeiträgen und Spenden von Freunden und Partnern konnte der FVH seit der Gründung knapp zwei Millionen Schweizer Franken in verschiedene Projekte in The Gambia investieren. 98 Prozent der finanziellen Mittel fliessen laut eigenen Angaben direkt in die Projektarbeit in The Gambia. Reise- und Hotelkosten trägt der Vorstand stets selbst.