Familie Nicole Kleiner - Gastfamilienmodell
Familie Nicole Kleiner / Thomas Blank / Maryna Homenyuk, in Belfaux/FR

Gast­fa­mi­li­en­mo­dell för­dert die Integration

Nach dem Aus­bruch des Ukrai­ne-Kriegs hat­te die rasche und unbü­ro­kra­ti­sche Unter­brin­gung von ukrai­ni­schen Schutz­su­chen­den für die Schwei­ze­ri­sche Flücht­lings­hil­fe abso­lu­ten Vor­rang. Für die SFH nimmt die Unter­brin­gung in pri­va­ten Gast­fa­mi­li­en heu­te eine Schlüs­sel­rol­le in der gesell­schaft­li­chen Inte­gra­ti­on von Geflüch­te­ten ein. Sie möch­te die­ses Modell daher im natio­na­len Asyl­sy­stem ver­an­kern und Schutz­su­chen­den jeg­li­cher Her­kunft zugäng­lich machen.

«Die Unter­brin­gung von Geflüch­te­ten aus der Ukrai­ne bei Gast­fa­mi­li­en funk­tio­niert, ist sta­bil und för­dert die Inte­gra­ti­on», ver­mel­de­te die Schwei­ze­ri­sche Flücht­lings­hil­fe Anfang Jahr in einer Mit­tei­lung. Zu die­sem Zeit­punkt wohn­ten rund 35 Pro­zent der Schutz­su­chen­den oder 25’000 Per­so­nen aus der Kriegs­re­gi­on in Gastfamilien. 

Dass das Zusam­men­le­ben in den Gast­fa­mi­li­en mehr­heit­lich gut funk­tio­niert, zeigt eine Umfra­ge, die die SFH Ende 2022 gemein­sam mit der Hoch­schu­le Luzern und der Ber­ner Fach­hoch­schu­le bei über 1000 Gast­fa­mi­li­en in der gan­zen Schweiz durch­ge­führt hat­te. Gemäss der Umfra­ge erwies sich das Modell als sta­bil: Über 70 Pro­zent der Gast­fa­mi­li­en­ver­hält­nis­se dau­er­ten län­ger als drei Mona­te, und über die Hälf­te der Geflüch­te­ten blieb auch nach ihrem Aus­zug mit ihren Gast­fa­mi­li­en in Kon­takt. Bei der Unter­brin­gung in pri­va­ten Haus­hal­ten geht es denn auch um viel mehr als um die Bereit­stel­lung von Wohn­raum: Die Gastgeber:innen lei­sten wert­vol­le Unter­stüt­zung im All­tag, indem sie den Schutz­su­chen­den bei admi­ni­stra­ti­ven Fra­gen, bei der Stel­len­su­che und nicht zuletzt beim Sprach­er­werb helfen.

Ankom­men in der Mit­te der Gesellschaft

Die Schwei­ze­ri­sche Flücht­lings­hil­fe hat­te die Idee der Gast­fa­mi­li­en für Flücht­lin­ge 2015 wäh­rend des Syri­en­kriegs in der Schweiz lan­ciert. Nach den Erfah­run­gen mit Schutz­su­chen­den aus der Ukrai­ne sieht sie sich in die­ser Idee wei­ter bestärkt: Das Modell för­de­re die sozia­le und sprach­li­che Inte­gra­ti­on von Geflüch­te­ten und ermög­li­che ihnen ein rasches Ankom­men in der Mit­te der Gesell­schaft, ist die Dach­or­ga­ni­sa­ti­on über­zeugt. Sie möch­te daher die­se Form der Unter­brin­gung als festen Bestand­teil des schwei­ze­ri­schen Asyl­sy­stems eta­blie­ren und auf wei­te­re Flücht­lings­grup­pen aus­wei­ten. Unter ande­rem setzt sie sich dafür ein, schweiz­weit ein­heit­li­che Stan­dards für die Ver­mitt­lung von Gast­fa­mi­li­en zu schaf­fen sowie für deren Beglei­tung und finan­zi­el­le Entschädigung.

Posi­ti­ver Schutzstatus

Um die Gleich­be­hand­lung aller Flücht­lin­ge geht es auch bei der For­de­rung der SHF nach einem posi­ti­ven Schutz­sta­tus. Denn die Schaf­fung des Schutz­sta­tus S, der den ukrai­ni­schen Geflüch­te­ten rasche und unbü­ro­kra­ti­sche Auf­nah­me, Arbeits­be­wil­li­gung und Fami­li­en­nach­zug gewähr­te, habe gleich­zei­tig die unglei­che Behand­lung von Geflüch­te­ten aus ande­ren Kriegs­ge­bie­ten auf­ge­zeigt, die mehr­heit­lich nur vor­läu­fig auf­ge­nom­men wer­den. Der posi­ti­ve Schutz­sta­tus soll die vor­läu­fi­ge Auf­nah­me (Sta­tus F) erset­zen und den Betrof­fe­nen glei­che Rech­te wie aner­kann­ten Flücht­lin­ge gewäh­ren. Denn vor­läu­fig Auf­ge­nom­me­ne hät­ten einen ver­gleich­ba­ren Schutz­be­darf wie aner­kann­te Flücht­lin­ge und blie­ben erfah­rungs­ge­mäss lang­fri­stig in der Schweiz, so die SFH. Der Sta­tus F erschwe­re es den Betrof­fe­nen jedoch, in der Gesell­schaft und im Arbeits­le­ben Fuss zu fassen. 

Gastfamilienmodell fördert Integration

Schwei­zer Flüchtlingshilfe 

Die Schwei­ze­ri­sche Flücht­lings­hil­fe, 1936 unter dem Namen Zen­tral­stel­le für Flücht­lings­hil­fe gegrün­det, ist der Dach­ver­band für Hilfs­wer­ke und Orga­ni­sa­tio­nen, die im Bereich Flucht und Asyl tätig sind. Als Fach­or­ga­ni­sa­ti­on und Kom­pe­tenz­dreh­schei­be bezweckt die SFH die Zusam­men­ar­beit ihrer Mit­glie­der­or­ga­ni­sa­ti­on und för­dert ihre Kom­pe­ten­zen im Inter­es­se von Geflüch­te­ten. Gemäss ihrem Leit­bild setzt sich die SFH ein für eine Schweiz, die Geflüch­te­te schützt, ihre Grund- und Men­schen­rech­te wahr­nimmt, ihnen eine gesell­schaft­li­che Teil­ha­be ermög­licht und ihnen mit Respekt und Offen­heit begeg­net. Die Schwei­ze­ri­sche Flücht­lings­hil­fe finan­ziert sich zum Gross­teil über Spen­den und Projektbeiträge.

Das Spen­den­ma­ga­zin von StiftungSchweiz rich­tet sich an Spen­de­rin­nen und Spen­der. Es infor­miert über aktu­el­le Pro­jek­te, Trends im Spen­den­markt und gibt Tipps, die das digi­ta­le Spen­den ein­fa­cher machen. Jede zwei­te Woche erscheint ergän­zend der «Do Good» Spen­den-News­let­ter.