Bedin­gungs­los Zeit geben

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Für jun­ge Men­schen, die der Ver­ein WG Treff­punkt im Pro­jekt Zeit­ge­ben auf­nimmt, ist eine Zeit ohne gesell­schaft­li­chen Lei­stungs­druck wich­tig. So kön­nen sie wie­der eige­ne Ori­en­tie­rung und Moti­va­ti­on finden.

«Jun­ge Men­schen bekom­men Zeit, in einer schwie­ri­gen Pha­se die eige­ne Wirk­sam­keit zu erle­ben», sagt Tho­mas Jost, Pro­jekt­lei­ter Unter­neh­mens­ent­wick­lung bei WG Treff­punkt. «Sie ent­decken dabei ihre eige­nen Fähig­kei­ten und ihr Poten­ti­al.» Mit dem Jugend­pro­jekt Zeit­ge­ben ermög­licht der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein den Jugend­li­chen, sich selbst wie­der­zu­fin­den und sich, fern­ab vom Lei­stungs­druck der Gesell­schaft, wie­der selbst zu organisieren.

Viel­schich­ti­ge Herausforderungen

Die jun­gen Men­schen, die sich an WG Treff­punkt wen­den, befin­den sich in einer Pha­se, in der ihnen die Ori­en­tie­rung fehlt. «Seit 2019 gelan­gen immer wie­der Jugend­li­che zu uns, für die nie­mand zustän­dig zu sein scheint», sagt Tho­mas Jost. Dabei hand­le es sich, so der Pro­jekt­lei­ter, um Jugend­li­che oder jun­ge Erwach­se­ne, die meist vor einer Viel­zahl von Her­aus­for­de­run­gen ste­hen und auch mit finan­zi­el­len Pro­ble­men kon­fron­tiert sind. So fehlt ihnen bei­spiels­wei­se eine Aus­bil­dung kom­plett oder sie haben die­se zwar abge­schlos­sen, aber es fehlt an Anschluss­lö­sun­gen. Man­che tre­ten auch aus einer Kli­nik aus und sind auf ein pas­sen­des Ange­bot ange­wie­sen. «Oft sind hin­ter­grün­dig psy­chi­sche Pro­ble­me oder psy­chi­sche Krank­heits­bil­der vor­han­den», sagt er. Zum Teil kom­men auch Pro­ble­me mit dem sozia­len Umfeld dazu. Die­se jun­gen Men­schen brau­chen ein spe­zi­fi­sches Ange­bot. Das stän­di­ge gesell­schaft­li­che Anreiz­sy­stem ver­sagt bei ihnen. Weil bei man­chen Jugend­li­chen die Abklä­rung ihrer gesund­heit­li­chen Situa­ti­on noch läuft, fehlt ihnen eine gesi­cher­te finan­zi­el­le Unter­stüt­zung durch die öffent­li­che Hand. Auf­grund ihrer aktu­el­len Lebens­si­tua­ti­on ist es ihnen nicht mög­lich, selbst Geld zu ver­die­nen. «Wenn die­se jun­gen Men­schen ohne Ori­en­tie­rung und Moti­va­ti­on zu uns kom­men, erhal­ten sie von uns zuerst ein­fach Zeit, unver­bind­lich und bedin­gungs­los», sagt Tho­mas Jost. Das gibt ihnen die Mög­lich­keit, ihre Fähig­kei­ten und ihr Poten­zi­al zu ent­decken. Sie erhal­ten Zugang zu inter­nen Bil­dungs­mög­lich­kei­ten und krea­ti­ven Tätig­kei­ten. Auch genü­gend Raum für Begeg­nun­gen und Gesprä­che ermög­licht WG Treff­punkt den Jugend­li­chen. Bezugs­per­so­nen unter­stüt­zen sie, wenn dies ver­langt ist. «In die­sem Umfeld fin­den die jun­gen Men­schen wie­der Ori­en­tie­rung und ent­wickeln eine eige­ne Moti­va­ti­on, etwas zu errei­chen», sagt er und fügt an: «Und so ent­ste­hen Chancen.»

Neue Ziel­grup­pe

Seit 20 Jah­ren bie­tet WG Treff­punkt Pro­gram­me für Jugend­li­che und jun­ge Men­schen an. Die Kern­kom­pe­ten­zen des Ver­eins lie­gen in der Betreu­ung, bei Wohn- und Arbeits­an­ge­bo­ten. Hier­zu betreibt WG Treff­punkt das Tri­po­li. Das Zen­trum für Arbeit, Bil­dung und Kul­tur in Trim­bach ist ein viel­fäl­ti­ger, krea­ti­ver Arbeits- und Begeg­nungs­ort für Men­schen, die sich in einer beson­de­ren Lebens­la­ge befin­den. Im Bereich Woh­nen bie­tet es vom ambu­lant beglei­te­ten Woh­nen bis zu sta­tio­nä­rem Woh­nen ein durch­läs­si­ges Ange­bot. Die­ses soll nun ergänzt wer­den. «Vor vier Jah­ren haben wir ange­fan­gen, jun­ge Men­schen auf­zu­neh­men, die in kei­ne unse­rer bis­he­ri­gen Ziel­grup­pen passt und die auch kei­nen Kosten­trä­ger hat­ten, der die Auf­wen­dun­gen für sie über­nom­men hät­te», sagt Tho­mas Jost zu den Anfän­gen des Pro­jek­tes. Auf­grund der stei­gen­den Nach­fra­ge und der posi­ti­ven Wir­kung hat sich die Ver­ein ent­schie­den, eine eige­ne Ziel­grup­pe zu schaf­fen. Aller­dings fehlt noch immer die Finan­zie­rung. Die öffent­li­che Hand über­nimmt die Kosten nicht. «Im ver­gan­ge­nen Jahr haben wir nun ein Pro­jekt für die­se Ziel­grup­pe lan­ciert», sagt er, «das Pro­jekt Zeit­ge­ben». Im Durch­schnitt neh­men zwölf Jugend­li­che am Pro­gramm teil. Zwei Drit­tel sind Mäd­chen. Der Ver­ein möch­te das Ange­bo­te nun im Ange­bots­port­fo­lio integrieren.

WG Treff­punkt

Der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein bezweckt die Schaf­fung und den Betrieb von sozia­len und the­ra­peu­ti­schen Ein­rich­tun­gen. Seit 20 Jah­ren füh­ren die­se Men­schen mit psy­chi­schen, soma­ti­schen, sucht­be­ding­ten oder ande­ren sozia­len Beein­träch­ti­gun­gen in eine mög­lichst selb­stän­di­ge, hand­lungs­fä­hi­ge und auto­no­me Exi­stenz. Das Sozi­al­un­ter­neh­men WG Treff­punkt mit über 160 Mit­ar­bei­ten­den hat sei­ne  Kern­kom­pe­ten­zen in den Berei­chen Woh­nen sowie in der Beruf­li­chen Inte­gra­ti­on und im Coa­ching. Des Wei­te­ren ver­voll­stän­di­gen die Betrie­be Hupp Lodge, chly­for­mat und Jura­schrei­ner das Ange­bot im Bereich Arbeit.

Das Spen­den­ma­ga­zin von StiftungSchweiz rich­tet sich an Spen­de­rin­nen und Spen­der. Es infor­miert über aktu­el­le Pro­jek­te, Trends im Spen­den­markt und gibt Tipps, die das digi­ta­le Spen­den ein­fa­cher machen. Jede zwei­te Woche erscheint ergän­zend der «Do Good» Spen­den-News­let­ter.