Für Millionen von Menschen weltweit bedeutet die Gesundheit ihrer Nutztiere Nahrung und Einkommen. Über 500 Millionen Menschen sind laut der Weltbank (2019) von der Nutztierhaltung abhängig, die Hälfte davon lebt in Armut. Wenn es den Tieren schlecht geht, geraten ihre Existenzgrundlage und ihr Leben in Gefahr. Vétérinaires Sans Frontières Suisse (VSF-Suisse) setzt sich in sieben Ländern Ost- und Westafrikas für diese Menschen und ihre Tiere ein. Mit mobilen und flexiblen One-Health-Dienstleistungen werden Mensch, Tier und Umwelt gleichermassen berücksichtigt.
Gesunde Nutztiere bedeuten für sehr viele Menschen Nahrung und Einkommen. Weltweit sind 500 Millionen Menschen für ihren Lebensunterhalt von der Nutztierhaltung abhängig (Weltbank, 2019). Gut die Hälfte dieser Menschen leben in Armut. Geht es den Tieren schlecht, sind die Lebensgrundlage und das Leben der Menschen gefährdet. Vétérinaires Sans Frontières Suisse (VSF-Suisse) setzt sich in sieben Ländern Ost- und Westafrikas für diese Menschen und ihre Tiere ein.
Neue Einheiten und flexible Lösungen
Der One Health-Ansatz berücksichtigt die enge Verbindung zwischen der Gesundheit von Menschen, Tier und Umwelt. VSF-Suisse will mit diesem Ansatz das Wohlergehen und die Widerstandsfähigkeit nomadischer und halbsesshafter Gemeinschaften und ihrer Tiere in Äthiopien, Somalia und Kenia stärken. Das One Health Units for Humans, Environment, Animals and Livelihoods (HEAL) Projekt ist im Jahr 2019 gestartet. Dem Projekt liegen neue Einheiten zur Erbringung von Gesundheitsdienstleitungen, die nicht auf ein bestimmtes geografisches Gebiet beschränkt sind, zugrunde. Diese stärken einerseits die Gesundheitsdienste für Mensch, Tier und Umwelt und erleichtern andererseits die Interaktion zwischen Regierungsstellen, privaten Dienstleister:innen und der Bevölkerung. Zu den Aufgaben der Einheiten gehören sowohl die Ausbildung von Gesundheits‑, Veterinär- und Landwirschaftsexpert:innen, die Bereitstellung von medizinischem Material und Medikamenten als auch die Behandlung von Menschen und Tieren.
Partizipativer Grundgedanke
Das HEAL-Projekt wird unter anderem durch Beiträge der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und der Stiftung Biovision finanziert. Gerne hätte VSF-Suisse für eine solide Finanzierung der kommenden Jahre noch weitere Stiftungen mit an Bord. Der partizipative Ansatz gewährleistet die Beteiligung aller betroffenen Personen, Dienstleister:innen und staatlichen Institutionen in jeder Phase des Projekts. Das umfasst die Identifizierung von Problemen, die Umsetzung von Lösungen und die Übertragung von Verantwortlichkeiten am Ende des Projekts. Das HEAL-Projekt verwendet sogenannte Multi-Stakeholder-Innovationsplattformen (MSIPs), in denen Vertreter:innen der Gemeinschaften Herausforderungen diskutieren und ihre Bedürfnisse zum Ausdruck bringen können. Dadurch wird sichergestellt, dass die Bedürfnisse auch in den Dienstleistungen der One-Health-Einheiten berücksichtigt werden. Gleichzeitig stärken die MSIPs die Fähigkeiten innerhalb der Gemeinschaften und der lokalen Behörden und ermöglichen eine rechtzeitige Reaktion auf Naturkatastrophen und Gesundheitsnotfälle.
Bilder: zVg, VSF-Suisse
Effektive mobile One-Health-Dienstleistungen
Die Bedeutung der One-Health-Dienstleistungen, die im Rahmen des HEAL-Projekts angeboten werden, sind von individuellen Geschichten geprägt. Da ist beispielsweise Adoy Sheik Oumer aus Arda Ola, einem Dorf in der Somali Region Äthiopiens. Sie berichtet: «Ich leide unter starken Rückenschmerzen, die mehrere Tage lang anhalten können. Ich kann es mir jedoch nicht leisten, eine 20 Kilometer entfernte Fahrt in die Stadt Moyale zu machen, um dort behandelt zu werden.» Bevor sie mit den mobilen One-Health-Einheiten in Kontakt kam, blieb sie bei Schmerzen zu Hause. Heute geht die eigene Behandlung und jene der Tiere, sollte es nötig sein, in einem. So sagt Adoy Sheik Oumer: «Ich habe noch nie zuvor gehört oder gesehen, dass ein Team sowohl uns als auch unsere Tiere zur gleichen Zeit und am selben Ort behandelt. Das ist wunderbar.» Der Ansatz ist effektiv: Seit Beginn des Projekts wurden Gesundheitsdienstleistungen für 100’000 Menschen und über eine Million Tiere erbracht.
Vétérinaires Sans Frontières Suisse
Vétérinaires Sans Frontières Suisse (VSF-Suisse) ist eine international tätige NPO. Seit der Gründung im Jahr 1988 setzt sich VSF-Suisse dafür ein, die Lebensgrundlagen von Menschen zu stärken, indem sie das Wohlergehen von Nutztieren fördert und tiermedizinische Versorgung in entlegenen und ressourcenarmen Gebieten bereitstellt. VSF-Suisse beschäftigt rund 160 Mitarbeitende, davon zwölf am Hauptsitz in Bern. Die Teams vor Ort, der Grossteil der Mitarbeitenden, werden von lokalen Führungskräften professionell geleitet. Sie setzen sich mehrheitlich aus Tierärzt:innen und Projektmitarbeiter:innen zusammen. Insgesamt betreuen diese im Schnitt jährlich 40–50 Projekte in Äthiopien, der Elfenbeinküste, Kenia, Mali, Somalia, Südsudan und Togo. VSF-Suisse ist Teil des Netzwerkes VSF International und in der Schweiz Zewo-zertifiziert.