Im Flüchtlingscamp Burj el Barajneh im Süden Beiruts, Libanon, ist im Sommer 2021 in Zusammenarbeit von Cuisine sans frontières Csf und ihrer Partnerorganisation Women’s Program Association (WPA) das Frauenprojekt Soufra Catering und Cafeteria entstanden.
Der Libanon steckt seit Jahren in einer massiven wirtschaftlichen und politischen Krise. Die Coronapandemie hat die Menschen im ganzen Land zusätzlich schwer getroffen. Die massive Explosion im Hafen Beiruts im August 2020 hat die soziopolitischen Unruhen zusätzlich geschürt. Aufgrund des Kriegs in der Ukraine steigen auch im Libanon die Preise der Grundnahrungsmittel, der Medikamente und des Benzins, die Inflation ist massiv. Diese Multikrise ist für die Bevölkerung im Libanon verheerend.
Flüchtlingscamp Burj el Barajneh besonders betroffen
Die Menschen in den libanesischen Flüchtlingscamps sind davon nochmals zusätzlich betroffen, auch im Burj el Barajneh im Süden von Beirut. Dieses Camp umfasst ein Gebiet von rund einem Quadratkilometer, existiert seit den 1950er Jahren. Seit dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs hat sich die Zahl der Bewohner:innen auf 50’000 verdoppelt – bei gleichbleibender Fläche. Und die Lage der Menschen im Camp wird täglich prekärer. Die sozialen Spannungen steigen, Konflikte nehmen zu, häusliche Gewalt ebenso.
Ein sicherer Rückzugsort für Frauen
In diesem Kontext hat Cuisine sans frontières, in Zusammenarbeit mit der lokalen Partnerorganisation Women’s Program Association (WPA) im August 2022 die Soufra Cafeteria und Catering eröffnet — ein sicher Begegnungs- und Arbeitsort für Frauen. Die Cafeteria ist der erste und einzige Ort für Frauen im Flüchtlingscamp, wo sie sich ausserhalb ihrer beengten Wohnverhältnisse treffen können. Frauen im Camp sind nämlich besonders eingeschränkt: An Orten, an denen Männer verkehren, können sie sich alleine nicht aufhalten.

Vielfältiges Angebot
In der Soufra Cafeteria können sich die Frauen austauschen, gegenseitig unterstützen und finden etwas Ruhe im beschwerlichen Alltag. Es finden niedrigschwellige Aktivitäten statt: Gesprächsrunden Informationsveranstaltungen, Filmnachmittage und Tanzstunden. In der Cafeteria wird geschminkt, frisiert oder gespielt – begleitet von einer Tasse Kaffee oder Tee und einem kleinen Soufra-Snack.
Catering als Arbeitgeberin
Gleichzeitig ist die Soufra Cafeteria auch Arbeitgeberin. Frauen aus dem Camp arbeiten in der Küche, in der Event-Organisation und im Service. Sie tragen mit ihrem Einkommen dazu bei, das Familienbudget aufzubessern. Dies wiederum stärkt die Stellung der Frauen innerhalb der Familie und der Camp-Gemeinschaft.
Dank der grösseren Cateringküche können mehr Aufträge angenommen werden und mehr Frauen haben Arbeit und Einkommen. In der aktuellen Krisensituation im Libanon beliefert das Catering vor allem NGOs, die die Menschen im Camp unterstützen.
Soufra-Cafeteria als Location mieten
Die Soufra Cafeteria vermietet die Räumlichkeiten auch an solche NGOs für Workshops oder an Familien für Hochzeiten, Verlobungsfeiern, Diplom-Feste oder runde Geburtstage. Am Kiosk-Fenster beim Eingang der Cafeteria verkaufen die Soufra-Frauen Falafel, Sandwiches und Getränke über die Gasse an Passant:innen. Und kürzlich wurde das Dach der Cafeteria vom Soufra-Team in einen Stadtgarten verwandelt. Dieser liefert einerseits frische Zutaten für das Catering, andererseits fördert er die gärtnerischen Fähigkeiten der Frauen und ist vor allem ein zusätzlicher Ort, an dem sich Frauen unter sich austauschen können.
Wirtschaftliche Eigenständigkeit als langfristiges Ziel
Ziel ist, dass die Soufra Cafeteria und das Catering sich langfristig eigenständig finanzieren. Die aktuelle Wirtschaftskrise im Libanon bremst diese Entwicklung vorläufig. Um den wichtigen Treffpunkt für Frauen im Camp aufrecht zu erhalten, sind Soufra Catering und Cafeteria deshalb weiterhin auf Unterstützung angewiesen.


Cuisine sans frontières
Cuisine sans frontières (Csf) bittet zu Tisch, um Konflikte zu lösen und Gemeinschaft zu fördern. Gemeinsam kochen und essen bedeutet Lebensqualität. Gespräche werden geführt, Beziehungen geknüpft, Probleme gelöst. Das stärkt das Fundament jeder Gemeinschaft. Auf dieser alltäglichen Erfahrung basiert Cuisine sans frontières. Csf baut in Krisengebieten oder sozialen Konfliktsituationen gastronomische Treffpunkte und Ausbildungsstätten auf – immer in Zusammenarbeit mit einem lokalen Partner. Ziel ist stets, den wirtschaftlich eigenständigen Betrieb der Projekte langfristig sicherzustellen. Seither hat Csf mehr als 20 Projekte in elf Ländern und auf drei Kontinenten realisiert. Der gemeinnützige Verein wurde 2005 in Zürich gegründet und finanziert sich durch Spenden, Mitgliederbeiträge und die Benefizveranstaltung Kitchen Battle.