Bild: Elizabeth und ihre Tochter Lommie teilen sich einen Glücksmoment mit George und Elijah, zVg Biovision

Siche­re und nach­hal­ti­ge Ernährungssysteme

Rund 80 Pro­zent der Men­schen im afri­ka­ni­schen Bin­nen­staat Mala­wi sind in der Land­wirt­schaft tätig. Armut und Hun­ger gehö­ren heu­te zum All­tag vie­ler Klein­bau­ern­fa­mi­li­en. Die Grün­de dafür sind viel­sei­tig. Mit einem Pro­jekt möch­te Bio­vi­si­on, Stif­tung für öko­lo­gi­sche Ent­wick­lung, Gegen­steu­er geben – und zwar nachhaltig.

«In Mala­wi lei­den vie­le Kin­der an einer Man­gel­er­näh­rung, die wie­der­um zu Wachs­tums­ver­zö­ge­run­gen führt und die Ent­wick­lung der Kin­der grund­le­gend schwächt», erklärt Sharon Neh­ren­heim von Bio­vi­si­on, die für die Pro­jekt­part­ner­schaf­ten ver­ant­wort­lich ist. In Mala­wi wid­men sich fast alle Arbeiter:innen der Land­wirt­schaft. Man­gel­er­näh­rung und vie­le Fäl­le von Kinds­tod sind vor allem auf Armut, ein­sei­ti­ge Ernäh­rung und Geschlech­ter­un­gleich­heit zurück­zu­füh­ren. Mit dem Pro­jekt «Star­ke Gemein­schaf­ten und öko­lo­gi­scher Land­bau in Mala­wi» möch­te Bio­vi­si­on etwas dage­gen tun. Die Stif­tung unter­stützt ein Aus­bil­dungs- und For­schungs­zen­trum für agrar­öko­lo­gi­sche Land­wirt­schaft in Mala­wi von Soils, Food and Healt­hy Com­mu­ni­ties (SFHC).

Kin­der lei­den an Mangelernährung

Die Armut der Klein­bau­ern­fa­mi­li­en in Mala­wi ist gross. Vie­le Kin­der sind unter­ernährt. «Etwa für ein Drit­tel der Kinds­to­de ist die Man­gel­er­näh­rung ver­ant­wort­lich», betont Sharon Neh­ren­heim. Die Grün­de für die­ses Pro­blem sind viel­sei­tig. Feh­len­des Fach­wis­sen im Agrar­be­reich, aber auch Geschlech­ter­un­gleich­hei­ten kön­nen Aus­lö­ser für Hun­ger und Armut sein. «Die Müt­ter sind für die Ernäh­rung der Kin­der zustän­dig. Aber gleich­zei­tig dür­fen sie nicht mit­be­stim­men, was ange­baut wird oder was gekocht wird», sagt Sharon Neh­ren­heim. Für ein nach­hal­ti­ges Ernäh­rungs­sy­stem in Mala­wi braucht es inno­va­ti­ve agrar­öko­lo­gi­sche Metho­den ver­bun­den mit tra­di­tio­nel­lem Wis­sen. Dane­ben spielt der Ein­be­zug der Bäue­rin­nen eine gros­se Rolle.

Bild: Eliza­beth mit ihrem jüng­sten Enkel, Eli­jah, zVg Biovision

Zen­trum für For­schung und Bildung

Die loka­le Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on SFHC hat in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ein For­schungs- und Aus­bil­dungs­zen­trum errich­tet und mitt­ler­wei­le in Betrieb genom­men. Die Orga­ni­sa­ti­on arbei­tet heu­te mit über 6000 Bäue­rin­nen und Bau­ern in Nord- und Zen­tral-Mala­wi zusam­men. Kern der Aus­bil­dung ist die Ver­mitt­lung von öko­lo­gi­schen Land­wirt­schafts­prak­ti­ken. Bäue­rin­nen und Bau­ern ler­nen ver­schie­de­ne Anbau­me­tho­den und Alter­na­ti­ven zu Kunst­dün­gern ken­nen und stei­gern damit schliess­lich ihre Ern­te­er­trä­ge. Auch Koch­kur­se bie­tet SFHC an, damit die Teilnehmer:innen ler­nen, wie man sich aus­ge­wo­gen ernäh­ren kann und wel­che Vor­tei­le dies mit sich bringt.

Bild: Eine Weit­win­kel­an­sicht des Schu­lungs­zen­trums, zVg Biovision 

Ler­nen im Tandem

Im soge­nann­ten «Far­mer Rese­arch Team» expe­ri­men­tie­ren je eine Frau und ein Mann mit ver­schie­de­nen Kom­bi­na­tio­nen von Saat­gut und tei­len die Erkennt­nis­se am Schluss mit den ande­ren Teilnehmer:innen. «Es wer­den bewusst pro Team eine Frau und ein Mann mit ein­be­zo­gen, damit wir die Geschlech­ter­un­gleich­heit ver­rin­gern kön­nen», erklärt Sharon Neh­ren­heim. «Die Frau­en ler­nen so mehr über die Land­wirt­schaft und das Expe­ri­men­tie­ren, wäh­rend die Män­ner an den Koch­kur­sen teil­neh­men.» Erfolgt das Wirt­schaf­ten im Agrar­be­reich auf öko­lo­gi­sche Wei­se, ver­schwin­den Armut und Man­gel­er­näh­rung vermehrt.

Wis­sen weitergeben

«Unse­res Mala­wi-Pro­jekt in Zusam­men­ar­beit mit SFHC hat eine nach­hal­ti­ge Wir­kung», betont Sharon Neh­ren­heim. In den Tan­dems «Far­mer-Rese­arch» eig­nen sich die Bäue­rin­nen und Bau­ern nicht nur Wis­sen an, son­dern geben die­ses auch wei­ter. «Dies stärkt die Gemein­schaft. Das Mit­ein­an­der ist beson­ders wich­tig, vor allem in Kri­sen­zei­ten», sagt Sharon Neh­ren­heim. Die Tan­dems bil­den eine wich­ti­ge Anlauf­stel­le in den Gemein­schaf­ten. Sie infor­mie­ren über Agrar­öko­lo­gie und geben Tipps rund um den agrar­öko­lo­gi­schen Anbau wei­ter. «Aus­ser­dem erhal­ten die Teilnehmer:innen einen Werk­zeug­ka­sten mit einer Aus­wahl an agrar­öko­lo­gi­schen Metho­den, die sie preis­gün­stig und lang­fri­stig anwen­den kön­nen», infor­miert Sharon Neh­ren­heim. Aber auch das For­schungs- und Aus­bil­dungs­zen­trum sowie die För­de­rung des Aus­tau­sches zwi­schen den Klein­bau­ern­fa­mi­li­en tra­gen zur nach­hal­ti­gen Pro­jekt­wir­kung bei. «Um die­se Ver­än­de­rung vor­an­zu­trei­ben, sind wir auf finan­zi­el­le Unter­stüt­zung ange­wie­sen», sagt Sharon Nehrenheim.

Bio­vi­si­on – Stif­tung für öko­lo­gi­sche Entwicklung

Seit 25 Jah­ren bekämpft Bio­vi­si­on Armut und Hun­ger und setzt sich für die Ver­brei­tung und Anwen­dung öko­lo­gi­scher Metho­den ein, die zur nach­hal­ti­gen Ver­bes­se­rung der Lebens­be­din­gun­gen in Afri­ka füh­ren und zugleich die Umwelt schonen. 

Bio­vi­si­on lei­stet im Nor­den und Süden Hil­fe zur Selbst­hil­fe und för­dert öko­lo­gi­sches Denken/Handeln. Bio­vi­si­on und ihr Mit­be­grün­der Hans Rudolf Her­ren wur­den 2013 mit dem Right Liveli­hood Award, auch bekannt als «Alter­na­ti­ver Nobel­preis», für ihr Enga­ge­ment zur Über­win­dung von Hun­ger und der Tran­si­ti­on zu nach­hal­ti­gen Ernäh­rungs­sy­ste­men ausgezeichnet. 

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