Obdachlosigkeit in der Schweiz? Kaum vorstellbar, aber bittere Realität. Die Corona-Pandemie hat diese Problematik verschärft. Mit ihrer Weihnachtskampagne, die am World Homeless Day vom 10. Oktober 2021 ihren Start fand, möchte die Heilsarmee ein Zeichen ihrer Vision setzen: Obdachlosigkeit gehört in die Vergangenheit.
Mit der Kampagne «Obdachlosigkeit gehört in die Vergangenheit» will die Heilsarmee der Schweizer Bevölkerung in Erinnerung rufen, dass es auch in unserem wohlhabenden Land Obdachlosigkeit gibt. Doch, wie kann es so weit kommen? Es gibt viele Wege in die Obdachlosigkeit. Sei es ein Jobverlust, eine Trennung, eine Krankheit, der Tod eines nahestehenden Menschen oder familiäre Probleme. Jede*r kann von solchen harten Schlägen getroffen werden und ins Wanken geraten.
Der Vergangenheit angehören lassen
Die Vision der Heilsarmee ist deutlich. Im 21. Jahrhundert sollte Obdachlosigkeit besiegt sein. Zusammen mit der Schweizer Bevölkerung möchte sie Geschichte schreiben und diese Problematik in der Schweiz beseitigen. Genau das symbolisiert die Statue. Am Freitag, 8. Oktober 2021 veranschaulichte die Stiftung Heilsarmee ihre Vision der Bevölkerung. Eine Statue, welche den letzten Obdachlosen der Schweiz darstellt, wurde in Basel enthüllt (s. Bild unten).
Um diese Vision zu verwirklichen, holt die Heilsarmee obdachlose Menschen von der Strasse und hilft ihnen zurück ins «normale» Leben. Die Stiftung bietet schweizweit über 15 Notfallschlafstellen an. Das Leben auf der Strasse raubt den Menschen Kraft, Hoffnung und die Gesundheit. Die Heilsarmee versucht mit sozialen Angeboten, wie beispielsweise Sozialberatungen, Lebensmittelabgaben oder Cafés, den Alltag für diese Menschen zu erleichtern. Bis Ende Jahr stellt die Heilsarmee die verschiedenen Angebote für Obdachlose vor, wie das Programm «Housing First» in Basel oder die neue Notschlafstelle «Le Passage» in Genf.
«Housing First» in Basel
In Zusammenarbeit mit der Sozialhilfe Basel-Stadt und der Heilsarmee vermittelt das Programm «Housing First» Wohnungen an obdach- und wohnungslose Menschen. Dahinter steckt der Gedanke, dass Wohnen als ein Menschenrecht zählt und die eigene Wohnung zur individuellen Genesung beiträgt. «Die ständige Sorge, ob du am Abend überhaupt einen Platz zum Schlafen findest, erdrückt dich», so Dustin Peter, Teilnehmer am «Housing First»-Projekt. Dieses bietet auch flexible Beratungs- und Betreuungsangebote. Ziel ist es, die Obdachlosigkeit in Basel zu vermindern, eine bessere Versorgung sowie ein selbstbestimmtes Leben betroffener Personen sicherzustellen und deren Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen. Das Pilotprojekt wird erstmals in der Schweiz umgesetzt und ist für drei Jahre vorgesehen.
«Le Passage» in Genf
Ein weiteres Projekt der Heilsarmee in Absprache mit den Genfer Behörden ist in Realisation. «Le Passage», eine Notunterkunft für rund 60 hilfsbedürftige Menschen, wurde am 21. Oktober 2021 eröffnet. Das historische Gebäude «Accueil de Nuit» am Chemin de Galiffe ist in die Jahre gekommen und erfüllt die heute geltenden Sicherheitsnormen nicht mehr. Das «Accueil de Nuit» wird daher noch dieses Jahr in die neue Notunterkunft «Le Passage» im Bezirk Sécheron umziehen. Die neue Institution wird während 365 Tagen im Jahr ihre Türen offen haben und täglich ein Abendessen und ein Frühstück servieren. «Le Passage» möchte obdachlosen Menschen neue Kraft verleihen.
Heilsarmee
Die Stiftung verfolgt den Zweck, die religiösen, sozialen und philanthropischen Bestrebungen der internationalen Heilsarmee in der Schweiz zu verwirklichen. Sie dient ohne jegliche Diskriminierung dem Wohl aller derjenigen Personen, die der Hilfe, des Beistandes oder der Unterstützung bedürfen.