Terre des hommes - Kinderleben retten dank Digitalisierung
Bild zVg: Burkina Faso, Mutter und Kind Gesundheit. Die Spezialist:innen von Tdh bilden medizinisches Personal aus und bieten den Gesundheitszentren technische Unterstützung.

Kin­der­le­ben ret­ten – dank Digitalisierung

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Mit der Ent­wick­lung einer inno­va­ti­ven App konn­te Terre des hom­mes im letz­ten Jahr die Dia­gno­se und die medi­zi­ni­sche Behand­lung von deut­lich mehr kran­ken Kin­dern dia­gno­sti­zie­ren und ent­spre­chend behan­deln. Das Digi­tal Health Pro­jekt Inte­gra­ted e‑Diagnostic Approach (leDA) hat sich bewährt und soll nun ver­mehrt zum Ein­satz kom­men. Bis­lang set­zen es Gesund­heits­zen­tren in Bur­ki­na Faso, Mali, Niger, Gui­nea und Indi­en ein.

«Mehr als acht Mil­lio­nen Kin­der unter fünf Jah­ren haben dank IeDA in Bur­ki­na Faso von einer qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen medi­zi­ni­schen Grund­ver­sor­gung pro­fi­tiert», sagt Dino Ele­zo­vic, Lei­ter der Abtei­lung bei Terre des hom­mes. IeDA ist ein digi­ta­les Tool, das Pfleger:innen in der Dia­gno­se und der medi­zi­ni­schen Behand­lung von Kin­dern unter­stüt­zen soll. Das Kin­der­hilfs­werk Terre des hom­mes ent­wickel­te die App, um, ins­be­son­de­re bei Kin­dern unter fünf Jah­ren, die rich­ti­ge Dia­gno­se zu stel­len. Denn gera­de bei unter fünf­jäh­ri­gen Kin­dern und bei Neu­ge­bo­re­nen ist die Sterb­lich­keits­ra­te am höchsten.

Unter­stüt­zung beim Diagnoseprozess

In den mei­sten Ent­wick­lungs­län­dern ist die Mor­ta­li­tät von Mut­ter und Kind in der Zeit kurz vor, wäh­rend und eini­ge Tage nach der Geburt hoch im Ver­gleich zu ande­ren Län­dern. Kin­der ohne Zugang zu einem gut funk­tio­nie­ren­den Gesund­heits­sy­stem schwe­ben bis zum fünf­ten Lebens­jahr in einer grös­se­ren gesund­heit­li­chen Gefahr. «In Bur­ki­na Faso stirbt jedes zehn­te Kind unter fünf Jah­ren an einer Krank­heit, die mit etwas medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung hät­te geheilt wer­den kön­nen», sagt Dino Elezovic. 

Oft­mals wird auch die fal­sche Dia­gno­se gestellt. «Wenn die Mut­ter mit ihrem Kind ins Kran­ken­haus geht und sagt, das Kind habe star­ken Husten, dann ach­tet das Gesund­heits­per­so­nal pri­mär auf den Husten und über­sieht all­fäl­li­ge ande­re Sym­pto­me», erklärt Dino Ele­zo­vic. Mit dem Pro­jekt leDA hat Terre des hom­mes eine App ent­wickelt, die das Gesund­heits­per­so­nal im Dia­gno­se­pro­zess unter­stützt. Dabei wur­de das medi­zi­ni­sche Pro­to­koll der WHO (IMCI) digi­ta­li­siert und in einer App kom­pakt zusam­men­ge­fasst. Es dient den Pfleger:innen als eine Art Weg- und Anlei­tung. «So wer­den alle Fak­to­ren geprüft», sagt Dino Ele­zo­vic, und wei­ter: «Die Ein­hal­tung des IMCI-Pro­to­kolls konn­te in Bur­ki­na Faso um gan­ze 50 Pro­zent ver­bes­sert werden.»

Aus­bau von leDA in Indien

Neben vie­len ande­ren Län­dern setzt sich Terre des hom­mes auch in Indi­en für die Mut­ter-Kind-Gesund­heit ein. Die neue Tech­no­lo­gie kommt dort bereits zur Anwen­dung. «Das Pro­jekt in Bur­ki­na Faso zeigt jetzt sei­ne gros­se Wir­kung. Das möch­ten wir auf ande­re Län­der mit Bedarf über­tra­gen», erläu­tert Dino Ele­zo­vic. Auch in Indi­en ist die Sterb­lich­keits­ra­te von Kin­dern unter fünf Jah­ren, von Müt­tern und Neu­ge­bo­re­nen hoch, was mit einer man­gel­haf­ten Betreu­ung vor und wäh­rend der Geburt zusam­men­hängt. Terre des hom­mes möch­te dies mit dem leDA-Tool ändern und die Dienst­lei­stun­gen im Gesund­heits­sek­tor für Kin­der ver­bes­sern. Die Inten­si­vie­rung des Pro­jekts in Indi­en soll vier Jah­re dau­ern. Das Pro­jekt­bud­get beträgt vier Mil­lio­nen. «Zudem möch­ten wir die Kapa­zi­tä­ten des Gesund­heits­per­so­nals aus­bau­en, damit sie Risi­ko­schwan­ger­schaf­ten bes­ser erken­nen und behan­deln oder die Frau­en über­wei­sen kön­nen», sagt Dino Elezovic.

Bild zVG: Tdh, Die Fach­kräf­te von Tdh schu­len medi­zi­ni­sches Per­so­nal und bie­ten den Gesund­heits­zen­tren tech­ni­sche Unter­stüt­zung. Um Unter­ernäh­rung zu bekämp­fen, infor­miert Tdh die Gemein­den über gute Ernäh­rungs­prak­ti­ken für Neugeborene.

Nach­hal­ti­ge Veränderung

Eine Stu­die der Lon­don School of Hygie­ne and Tro­pi­cal Medi­ci­nes zeigt, dass leDA die gesund­heit­li­che Ver­sor­gung in Bur­ki­na Faso signi­fi­kant ver­bes­sert. Die Daten zei­gen zudem einen Rück­gang der Ver­schrei­bung von Anti­bio­ti­ka um bis zu 15 Pro­zent. Sol­che Aus­wir­kun­gen tra­gen unter ande­rem zur Sen­kung ope­ra­tio­nel­ler Kosten bei. Das Gesund­heits­mi­ni­ste­ri­um von Bur­ki­na Faso sieht die­sen viel­fäl­ti­gen Mehr­wert und unter­stützt Terre des hom­mes beim Pro­jekt. Dino Ele­zo­vic weist dar­auf hin: «In Bur­ki­na Faso soll das Gesund­heits­mi­ni­ste­ri­um die vol­le Kon­trol­le über leDA bald über­neh­men und direkt ver­wal­ten können.»

Fon­da­ti­on Terre des hommes

Terre des hom­mes (Tdh) ist ein 1960 gegrün­de­tes unab­hän­gi­ges, neu­tra­les und unpar­tei­isches Schwei­zer Kin­der­hilfs­werk, das sich dafür enga­giert, bedeut­sa­me und nach­hal­ti­ge Ver­än­de­run­gen im Leben von Kin­dern und Jugend­li­chen zu bewir­ken, ins­be­son­de­re der am stärk­sten gefähr­de­ten. Es gilt, ihr Wohl­erge­hen und die effek­ti­ve Erfül­lung ihrer Rech­te zu gewähr­lei­sten, wie sie in der Kin­der­rechts­kon­ven­ti­on und in ande­ren rele­van­ten Men­schen­rechts­in­stru­men­ten fest­ge­legt sind. Um einen Unter­schied zu machen, legt Terre des hom­mes beson­de­ren Wert auf die Berei­che der Gesund­heit von Mut­ter und Kind, Zugang zur Justiz und Migra­ti­on von Kin­dern und Jugend­li­chen. Terre des hom­mes för­dert die Par­ti­zi­pa­ti­on von Kin­dern und Jugend­li­chen und setzt sich für die Ach­tung der Kin­der­rech­te ein, indem sie Kin­dern hilft, ihre Bedürf­nis­se und Inter­es­sen aus­zu­drücken. Terre des hom­mes arbei­tet in fra­gi­len Umge­bun­gen und Kon­flikt­ge­bie­ten, aber auch in sta­bi­len Umgebungen

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