Nepal kämpft bereits heute gegen die Folgen des Klimawandels. Dabei nehmen die Kinder Nepals eine wichtige Rolle ein. In den «Blue Schools», die von Terre des hommes unterstützt werden, lernen sie, wie sie ihre Umwelt schützen und damit ihre Gemeinschaften widerstandsfähiger gegen Überschwemmungen, Erdrutsche und Dürren machen können. Durch innovative Projekte wie das Pflanzen von Bäumen oder den Bau hochwasserfester Hochbeete zeigen sie, dass alle einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten können.
In Nepal sind die Folgen des Klimawandels bereits bittere Realität. Überschwemmungen, Erdrutsche und Dürren gefährden zunehmend das Leben und die Lebensgrundlagen der Bevölkerung. Im September kam es im Kathmandu-Tal zu den schwersten Überschwemmungen aller Zeiten, bei denen über 200 Menschen ums Leben kamen und zahlreiche Strassen und Infrastrukturen zerstört wurden. Während die Menschen in Nepal gezwungen sind, sich diesen Herausforderungen zu stellen, ergreifen Kinder und Jugendliche in den sogenannten «Blue Schools» selbst die Initiative. In diesen Schulen, die von Terre des hommes (Tdh) und lokalen Partnern unterstützt werden, lernen sie, wie sie ihre Umwelt schützen und den Folgen des Klimawandels mit nachhaltigen Massnahmen begegnen können.
Klimawandel trifft Nepal hart
Die Auswirkungen des Klimawandels sind im ganzen Land spürbar, vor allem aber in den ländlichen Regionen. In der westnepalesischen Provinz Bardiya sehen sich die Gemeinden zunehmend mit jährlichen Überschwemmungen konfrontiert, die während der Monsunzeit Ernten zerstören und den Boden auswaschen. Zudem führen Dürren und extreme Hitze in den Sommermonaten zum Austrocknen der Wasserquellen und setzen die Landwirtschaft zusätzlich unter Druck. Für viele Familien, deren Lebensunterhalt von der Landwirtschaft abhängt, stellt dies eine existenzielle Bedrohung dar.
Kyra Marwaha, Leiterin der Multi-Länder-Delegation Indien und Nepal, unterstreicht: „Kinder tragen die geringste Verantwortung für die Klimakrise, aber sie sind am stärksten von ihren Auswirkungen betroffen. «Modellierungen zufolge werden Kinder, die 2020 geboren wurden, fast dreimal so häufig Dürren, Flussüberschwemmungen und Ernteausfällen ausgesetzt sein und fast siebenmal so viele Hitzewellen erleben wie ihre Grosseltern.»
Was sind Blue Schools?
Die «Blue Schools» sind ein innovatives Konzept, das von Tdh gemeinsam mit den Partnern des Schweizer Wasser- und Sanitärkonsortiums entwickelt wurde. Ziel dieser Schulen ist es, Kindern und Jugendlichen die Bedeutung des Wasserkreislaufs und den Schutz natürlicher Ressourcen zu vermitteln. Sie lernen, wie sie ihre Gemeinschaft und die Umwelt durch umweltfreundliche Projekte schützen können. Acht Schulen in drei Gemeinden der Region Bardiya haben sich diesem Ansatz bereits angeschlossen.
Neben theoretischem Wissen zu Umweltthemen nehmen die Kinder auch an praktischen Projekten teil. Sie pflanzen Bäume, um Erosion zu verhindern, bauen hochwasserfeste Hochbeete und lernen, wie sie Abfälle richtig recyceln. Diese Massnahmen sollen nicht nur die Lebensbedingungen der Familien verbessern, sondern auch die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaften gegenüber extremen Wetterereignissen erhöhen.
Kyra Marwaha ergänzt: «Der Blue Schools-Ansatz unterstützt die Kinder dabei, ihre psychosoziale Resilienz zu stärken und ihre Verletzlichkeit gegenüber dem Klimawandel zu verringern. Durch verbesserten Zugang zu Informationen und essenziellen Dienstleistungen werden ihre Bewältigungsstrategien gefördert.»

Bäume pflanzen gegen Erdrutsche
Ein herausragendes Beispiel für das Engagement der Kinder ist das Baumpflanzprojekt, das von einer Gruppe Jugendlicher ins Leben gerufen wurde. Samjhana, eine Schülerin der Blue School, erkannte während eines Workshops, dass die Abholzung ein Hauptgrund für die häufigen Erdrutsche in ihrer Region war. «Ohne Bäume wird der Boden weggespült und unsere Wasserquellen trocknen aus», erklärt sie.
Samjhana und ihre Mitschüler wandten sich an das örtliche Forstamt und überzeugten es, ihnen Baumsetzlinge zur Verfügung zu stellen. Gemeinsam pflanzten sie die Setzlinge entlang der Flussufer und in der Nähe von Häusern, um den Boden zu stabilisieren und Erosion zu verhindern. «Wir helfen nicht nur unserer Umwelt, sondern machen sie auch grüner und schöner», sagt Samjhana stolz.
Hochwasserfeste Hochbeete – Eine Lösung aus der Blue School
Ein weiteres erfolgreiches Projekt, das in den Blue Schools entwickelt wurde, sind hochwasserfeste Hochbeete. Diese Beete, die etwa 50 Zentimeter über dem Boden angelegt werden, sind vor den regelmässigen Überschwemmungen während der Monsunzeit geschützt. «Früher konnten wir in der Regenzeit nichts ernten, weil die Felder überschwemmt waren», sagt Ashoraj. «Jetzt haben wir das ganze Jahr über Gemüse.»

Dank der praktischen Ausbildung in seiner Blue School hat Ashoraj zu Hause ein Hochbeet angelegt, das dem Regen standhält und seine Familie mit frischem Essen versorgt. Er ist fest entschlossen, dieses Wissen an andere Dorfbewohner weiterzugeben, und träumt davon, die Landwirtschaft zu seinem Beruf zu machen.
Kinder als Vorbilder für ihre Gemeinschaften
Die Blue Schools haben nicht nur das Leben der Schüler verändert, sondern auch das ihrer Familien und Gemeinschaften. Die Kinder teilen das, was sie in der Schule gelernt haben, mit ihren Eltern, Nachbarn und Freunden. Sie sensibilisieren sie für den Umweltschutz und zeigen ihnen, wie kleine, nachhaltige Massnahmen eine grosse Wirkung haben können.
«Früher haben die Menschen in meinem Dorf Plastik einfach auf den Boden geworfen», sagt Samjhana. «Jetzt trennen sie ihren Müll und recyceln ihn, weil wir ihnen gezeigt haben, wie wichtig das ist.» Ihr Engagement hat ihr nicht nur Anerkennung in der Gemeinschaft eingebracht – sie wurde sogar in der lokalen Zeitung und im Radio interviewt. «Samjhana ist zu einer echten Inspirationsquelle geworden», sagt Gopal Prasad Kandel, der Projektkoordinator der Blue Schools.
Hoffnung durch Bildung
Die Blue Schools sind der lebende Beweis dafür, dass Bildung der Schlüssel zur Bekämpfung des Klimawandels sein kann. Kinder wie Samjhana und Ashoraj zeigen, dass junge Menschen in der Lage sind, ihre Gemeinschaften zu verändern und globale Herausforderungen wie den Klimawandel zu bewältigen.
«Mit Nepal als einem der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder», so Kyra Marwaha, «wird die Klimakrise zunehmend zu einer Krise der Kinderrechte. Der Blue Schools-Ansatz ermöglicht es uns, die Kinder aktiv und sinnvoll in politische Entscheidungsprozesse einzubinden und für klimaresiliente Lösungen sowie das Recht der Kinder auf eine saubere, gesunde, sichere und nachhaltige Umwelt einzutreten.»

Blue Schools
Die «Blue Schools» sind ein innovatives Bildungsprogramm von Terre des hommes (Tdh), das Kindern und Jugendlichen nachhaltige Methoden zum Umweltschutz beibringt. Das Konzept verbindet Umwelterziehung mit praktischen Projekten wie Baumpflanzungen zur Erosionsbekämpfung und der Schaffung hochwasserresistenter Hochbeete. In den ländlichen Gebieten Nepals, wo die Auswirkungen des Klimawandels besonders stark zu spüren sind, stärken die Blue Schools die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden und fördern gleichzeitig das Bewusstsein für den Schutz natürlicher Ressourcen und den Wasserkreislauf. Bild: zVg Tdh
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