Georges Arlettaz mit Big bag. Mit diesen Säcken wird alles zur Hütte geflogen. Ort: Col du Demècre, Gemeinde: Fully, Bezirk Martigny. Bild: Fotografiert am 15. / 16. August 2023. zVg Schweizer Berghilfe

Hil­fe zur Selbst­hil­fe in Schwei­zer Bergregionen

Die Schwei­zer Berg­hil­fe unter­stützt Men­schen, die in den Ber­gen eine bes­se­re Zukunft für sich und ihre Fami­li­en schaf­fen möch­ten. Dies wirkt der Abwan­de­rung ent­ge­gen und sorgt dafür, dass die Berg­re­gio­nen auch in Zukunft leben­dig und einen inspi­rie­ren­den Lebens­raum bleiben.

Vor über 80 Jah­ren wur­de die Orga­ni­sa­ti­on in Zürich als «Kom­mis­si­on für sozia­le Arbeit in Berg­ge­gen­den» gegrün­det, 10 Jah­re spä­ter erhielt sie den heu­ti­gen Namen und eben­so die ZEWO-Zer­ti­fi­zie­rung als gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­ti­on. Der Sinn und Zweck war und ist seit dem Anfang der glei­che – die nach­hal­ti­ge För­de­rung der Exi­stenz­grund­la­gen in den Schwei­zer Berg­ge­bie­ten. Dies geschieht auf ver­schie­de­nen Ebe­nen: mit­tels Ver­bes­se­rung der wirt­schaft­li­chen Lebens­grund­la­gen, durch die Stär­kung von sozia­len Struk­tu­ren oder auch mit der För­de­rung einer nach­hal­ti­gen Nut­zung und Gestal­tung der Kul­tur­land­schaft in den Ber­gen. Lukas Zieg­ler, Lei­ter Kom­mu­ni­ka­ti­on der Schwei­zer Berg­hil­fe erläu­tert: «Wenn Men­schen in den Ber­gen mit viel Enga­ge­ment und Eigen­ver­ant­wor­tung eine bes­se­re Zukunft für sich und ihre Fami­li­en schaf­fen möch­ten, lei­stet die Schwei­zer Berg­hil­fe mit A‑fonds-per­du-Bei­trä­gen Hil­fe zur Selbst­hil­fe, wenn Eigen­mit­tel, För­der­gel­der und Fremd­mit­tel nicht aus­rei­chen.» Nur wenn die­se Kri­te­ri­en erfüllt sind, prüft die Berg­hil­fe die Finan­zie­rung des Rest­be­trags und hilft bei der Rea­li­sie­rung von Pro­jek­ten. Im Jahr 2023 wur­den so 834 exi­stenz­si­chern­de und zukunfts­wei­sen­de Pro­jek­te mit total fast 40 Mil­lio­nen Fran­ken unterstützt.

Jean & Gilg bei der Tier­kon­trol­le auf der Wei­de ober­halb des Hofes. Ein Tag bei Gilg Reich­muth & Jean auf dem Hof Buo­f­len wäh­rend des Lauf­stall-Neu­bau. Der Hof liegt in der Berg­zo­ne 4. Eine Geschich­te der Schwei­zer Berg­hil­fe, foto­gra­fiert am Frei­tag 2. August 2024. Bild: zVg, Schwei­zer Berghilfe

Gros­ser Ein­satz von Frei­wil­li­gen 

Eine zen­tra­le Rol­le spie­len dabei die 33 ehren­amt­li­chen Expert:innen der Schwei­zer Berg­hil­fe. «Sie stel­len sicher, dass die Spen­den­gel­der gezielt und wirk­sam ein­ge­setzt wer­den: sie prü­fen sowohl die har­ten wie auch die wei­chen Fak­ten direkt bei den Gesuch­stel­lern in den Ber­gen. Die­se 33 Ehren­amt­li­chen kön­nen mit ihrem Know-how und dank der per­sön­li­chen Gesprä­che gut ein­schät­zen, ob eine Unter­stüt­zung not­wen­dig ist und ob ein Inve­sti­ti­ons­vor­ha­ben die gewünsch­te Wir­kung erzie­len kann», erklärt Lukas Zieg­ler. Aber dies sind nicht die ein­zi­gen Frei­wil­li­gen, die ihre Zeit und Exper­ti­se der Schwei­zer Berg­hil­fe ehren­amt­lich zur Ver­fü­gung stel­len. Auch alle Mit­glie­der des Stif­tungs­rats und des Schwei­zer Berg­hil­fe­rats, sowie die Mit­glie­der des Pro­jekt­aus­schus­ses arbei­ten ehren­amt­lich und unent­gelt­lich. Rund 9400 Stun­den ehren­amt­li­che Arbeit kamen so im 2023 zusam­men. Dazu kommt die von der Schwei­ze­ri­schen Arbeits­ge­mein­schaft für die Berg­ge­bie­te (SAB) und der Schwei­zer Berg­hil­fe gemein­sam betrie­be­nen Platt­form «berg­ver­set­zer», über wel­che frei­wil­li­ge Helfer:innen für Arbeits­ein­sät­ze zur Ent­la­stung der Berg­be­völ­ke­rung ver­mit­telt wer­den. Die Auf­ga­ben rei­chen von Stei­ne sam­meln, um Wei­de­flä­chen auf­zu­wer­ten über Mit­hil­fe bei der Käse­her­stel­lung bis zur Unter­stüt­zung beim Bau von Stäl­len. Allei­ne im 2023 konn­ten so 3120 Frei­wil­li­ge ver­mit­telt wer­den, die zusam­men 9832 Arbeits­ta­ge leisteten.

Wich­ti­ge Wirkungsmessung

Die Schwei­zer Berg­hil­fe unter­stützt aber nicht nur, son­dern über­prüft eben­falls, ob die unter­stütz­ten Pro­jek­te ihre erwar­te­te Wir­kung auch errei­chen. Jähr­lich wer­den 50 bis 60 Pro­jek­te besucht, deren Unter­stüt­zung bereits zwei bis drei Jah­re zurück­liegt. «Um den län­ger­fri­sti­gen Effekt unse­res Enga­ge­ments zu prü­fen, aus unse­rer eige­nen Tätig­keit zu ler­nen und die gewon­ne­nen Erkennt­nis­se in die künf­ti­gen Akti­vi­tä­ten ein­flies­sen zu las­sen, mes­sen wir, wie unser Bei­trag wirkt, und tei­len die Resul­ta­te unter all unse­ren Exper­tin­nen und Exper­ten. Dadurch flies­sen die gesam­mel­ten Erkennt­nis­se in die Beur­tei­lung künf­ti­ger Pro­jek­te ein. Das ermög­licht uns, die Berg­be­völ­ke­rung noch geziel­ter zu unter­stüt­zen», sagt Lukas Zieg­ler. Denn schluss­end­lich gilt es, dass die Unter­stüt­zung ihre vol­le Wir­kung ent­fal­ten kann und die ein­ge­setz­ten Spen­den sinn­voll ver­wen­det werden.

Chri­gu lässt die Zie­gen in den Aus­lauf. Bei der Fami­lie Rentsch auf der Alp Mün­chegg, 1’026 M.ü.M., bei Röthen­bach im Emmen­tal, Kan­ton Bern. Die Fami­lie hat von der Alp­ge­nos­sen­schaft Mün­chegg den Land­wirt­schafts­be­trieb gepach­tet und hütet im Som­mer über 200 Rin­der der Bau­ern auf der Alp. Das Gebiet mit den Gebäu­den liegt in der Berg­zo­ne 2 (Durch­mes­ser, nicht kreis­rund, ca. 103 Meter). Das Land rund­her­um ist Söm­me­rungs­ge­biet (Alp­wei­de). Eine Geschich­te der Schwei­zer Berg­hil­fe, foto­gra­fiert an einem reg­ne­ri­schen und win­di­gen 12. Dezem­ber 2023. Bild: zVg, Schwei­zer Berghilfe

Gros­se Soli­da­ri­tät mit der Bergbevölkerung

Die Schwei­zer Berg­hil­fe erhält kei­ne staat­li­chen Sub­ven­tio­nen, ihre Arbeit wird allei­ne durch Spen­den finan­ziert. «Vie­le Men­schen aus der gan­zen Schweiz bewei­sen jedes Jahr ihre gros­se Soli­da­ri­tät mit der Berg­be­völ­ke­rung, im letz­ten Jahr haben wir von rund 56’000 Per­so­nen über 36 Mil­lio­nen Fran­ken Spen­den und Zuwen­dun­gen erhal­ten», sagt Lukas Zieg­ler. Die Schwei­zer Berg­hil­fe stellt dabei sicher, dass so viel Geld wie mög­lich direkt in die Pro­jekt­fi­nan­zie­rung fliesst: «Nur die Mit­ar­bei­ten­den der Geschäfts­stel­le sind ange­stellt, alle ande­ren arbei­ten ehren­amt­lich. So errei­chen wir, dass 87% der Spen­den­gel­der direkt den Pro­jek­ten im Berg­ge­biet zugu­te­kom­men. Denn eine Auf­ga­be ist allen gemein­sam: mit den der Schwei­zer Berg­hil­fe anver­trau­ten Spen­den­gel­dern umsich­tig und effi­zi­ent umzugehen.»

Schwei­zer Berghilfe

Seit 1943 setzt sich die Schwei­zer Berg­hil­fe für die Men­schen in den Schwei­zer Ber­gen ein. Sie unter­stützt Pro­jek­te, die Arbeits­plät­ze und Wert­schöp­fung im Berg­ge­biet schaf­fen. Damit wirkt die Schwei­zer Berg­hil­fe der Abwan­de­rung ent­ge­gen und sorgt dafür, dass die Berg­re­gio­nen auch in Zukunft leben­dig blei­ben. Die Schwei­zer Berg­hil­fe finan­ziert sich aus­schliess­lich durch Spenden.


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