Sind in der Musikbranche alle Menschen gleichgestellt? Nein, sagt der Verein Helvetiarockt. Deshalb setzt er sich seit 2009 für mehr Mädchen, Frauen und non-binäre Menschen im Jazz, Rock und Pop ein. Helvetiarockt möchte Musiker:innen zu mehr Sichtbarkeit und Anerkennung in Lineups, Teams und Gremien verhelfen.
Die wichtigste Frage ist, wie Helvetiarockt die Gleichstellung in der Schweizer Musikbranche konkret erreichen kann. «Wir wählen bewusst einen systemischen Ansatz», erklärt Regular Frei von Helvetiarockt. «Wir versuchen, an der Mechanik von Gender und Musik zu schrauben. Das heisst, wir arbeiten an Strukturen, betreiben Sensibilisierungsarbeit, schliessen Partnerschaften, fördern Kinder und Jugendliche, unterstützen Emerging Talents und Profis, betreiben aktive Vernetzung und noch vieles mehr.» Damit an diesem System überhaupt richtig «geschraubt» werden kann, entwickelte der Verein zwei dazu passende Werkzeuge. Eines ist die Diversity Roadmap für Clubs und Festivals. Damit möchte Helvetiarockt Teams, Vorstände und Jurys bei der Wahl von Mitgliedern oder Lineups unterstützen. «Wir sind davon überzeugt, dass die Zusammensetzung von Teams Auswirkungen auf den Diskussionsverlauf und dessen Ergebnisse hat», sagt Regula Frei. «Mit der Diversity Roadmap setzen wir genau hier an und bieten praktische Unterstützung.»
Sichtbar machen
Als zweites Werkzeug entwickelte der Verein die Plattform musicdirectory.ch. Dort können Mädchen, Frauen, inter, non-binäre und trans Menschen aus der Schweizer Musikbranche eigene Profile erstellen. «Nutzer:innen der Plattform werden sichtbar und können sich untereinander vernetzen», erklärt Regula Frei. Und auch Projekte werden auf musicdirectory.ch publiziert. «Ziel der Plattform ist es, Personen und Projekte aus der Schweizer Musikbranche sicht- und auffindbar zu machen», sagt sie. Der Verein zählte Mitte Jahr bereits 1368 Registrierungen auf der Plattform.
On Tour
«Für unsere Sensibilisierungsarbeit lancieren wir ebenfalls diverse Formate wie Referate, Workshops und Netzwerktreffen», erklärt Regula Frei. «Zusammen mit Kooperationspartner:innen stellen wir das Thema Gleichstellung in der Schweizer Musikbranche durch gezielte Veranstaltungen an Festivals im Rahmen von Helvetiarockt On Tour in Diskurs.»
Angebote und Workshops
Der Verein bietet eine bunte Palette an Angeboten, sowohl für etablierte Musikschaffende als auch für Nachwuchstalente. Beispielsweise vermittelt der Verein mit «Recording Step by Step» Grundkompetenzen in Aufnahme- und Studiotechnik oder in Songwriting Camps das Handwerk des Liederschreibens. Aber auch Bandworkshops werden von Helvetiarockt durchgeführt. Die Bands dürfen in diesem Programm von regelmässigem Coachings und Begleitung an ersten Konzerten profitieren. «Wir bieten unserer Zielgruppe noch viele weitere Angebote und sie sollen für Kinder und Jugendliche aber eben auch für aufstrebende- und etablierte Musikschaffende niederschwellig sein. Damit dies möglich ist, sind wir auf Spenden und Fördergelder angewiesen», sagt Regula Frei.
Helvetiarockt
Der Verein wurde 2009 in Luzern gegründet und wirkt heute in allen vier Sprachregionen der Schweiz. Helvetiarockt unterstützt Mädchen, Frauen und non-binäre Menschen der Schweizer Musikbranche in ihrer Selbstermächtigung. Mit seinen Angeboten möchte Helvetiarockt die Gleichstellung und Diversität in der Schweizer Musikbranche vorantreiben und die Branche als Ganzes stärken. Insgesamt ist der Verein in 15 Kantonen aktiv. Helvetiarockt besteht aus fünf Vorstandsmitgliedern, einem 14-köpfigen Team, 45 Coaches in allen vier Sprachregionen und rund 250 Vereinsmitgliedern. Im letzten Jahr führte der Verein 185 Anlässe durch, an denen er insgesamt 3350 Teilnehmer:innen zählte.