Die Vivazzo-Stiftung bietet im Zürcher Oberland verschiedene Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen an. Nun steht die Stiftung vor einem grossen Umbauprojekt: Das Wohnhaus Kastanienbaum in Hombrechtikon wird in den nächsten zwei Jahren saniert und erweitert.
Das Wohnhaus Kastanienbaum ist das Gründerhaus der Vivazzo-Stiftung. Am Dorfrand von Hombrechtikon gelegen, bietet die Gebäudegruppe mit ihrem schönen Innenhof seit über 30 Jahren Menschen mit Beeinträchtigung ein stabiles Zuhause. Doch die Jahre sind an dem Wohnhaus nicht spurlos vorübergegangen: Neben allgemeinen Sanierungsmassnahmen muss es auch an die heutigen feuerpolizeilichen und energetischen Standards angepasst werden. «Zudem bestehen Defizite bei der Barrierefreiheit, was den Alltag für unsere Betreuenden sowie Klient:innen mit Mobilitätseinschränkungen erschwert», erklärt Daniel Fehr von der Stiftung Vivazzo. Im Rahmen des Umbauprojekts wird das bestehende Wohnhaus um einen Ersatzneubau sowie einen Neubau erweitert. Im Moment wohnen im Haus Kastanienbaum 23 erwachsene Menschen mit unterschiedlichen psychischen und physischen Beeinträchtigungen. Zusätzlich nutzen zehn externe Klienten die Tagesstätten. Die Neu- und Umbauten schaffen Raum für 21 Cluster-Wohnungen sowie vier Wohngruppen. Insgesamt werden künftig maximal 25 Bewohnerinnen und Bewohner im Kastanienbaum leben und 21 externe Personen die Tagesstätten nutzen können.
Bewohner wurden aktiv in Planung einbezogen
«Wir möchten nun die Chance nutzen, um ein <Zukunftshaus> zu bauen, das ideal auf die Bedürfnisse der Bewohnenden zugeschnitten ist», sagt Fehr. Wie dieses zukünftige Wohnhaus gestaltet wird, habe nicht einfach das Projektteam bestimmt: «Die Bewohnerinnen und Bewohner wurden aktiv in die Planung miteinbezogen. Dabei wurden sie gefragt, wie sie zukünftig wohnen und leben möchten, was jetzt gut funktioniert und wo sie Verbesserungspotenzial sehen.» Aus diesem Teilhabeprozess entwickelte sich schliesslich die Vision für das neue Wohnhaus: ein optimiertes Zuhause für die aktuellen und künftigen Bewohnenden.
«Im renovierten Wohnhaus verbinden wir individuelles Wohnen in Clusterwohnungen mit gemeinschaftlichem Zusammenleben», so Fehr. «Damit erfüllen wir auch die Anforderungen des neuen kantonalen Selbstbestimmungsgesetzes und selbstverständlich auch die der UN-Behindertenrechtskonvention.» Im neuen Wohnhaus sollen sich die Bewohnerinnen und Bewohner wohlfühlen und positiv entwickeln können. Denn ein stabiles Wohnumfeld sei eine wichtige Grundlage für emotionale Stabilität und Teilhabe am sozialen Leben, ist die Stiftung überzeugt. Dies gelte ganz besonders für Menschen, die aufgrund ihrer chronischen psychischen und somatischen Beeinträchtigungen in ihrer Selbständigkeit und Soziabilität stark eingeschränkt sind. Das Haus Kastanienbaum wird sich mit dem Umbau auch gegen aussen öffnen: Geplant ist ein Café-Kiosk direkt bei der Bushaltestelle vor dem Wohnhaus. Auch sollen neue Kunstateliers entstehen, die für Aussenstehende zugänglich sind.
Der Umbau startet diesen Herbst und soll im Herbst 2026 abgeschlossen sein. Gebaut wird in Etappen: Erst wird der Neubau errichtet, sodass die Bewohnerinnen und Bewohner umziehen können, bevor die alten Wohnräume saniert werden. Die Projektkosten belaufen sich gemäss Daniel Fehr auf insgesamt 15,7 Millionen Franken. Einen grösseren Investitionsbeitrag leistet das Sozialamt des Kantons Zürich. Die Stiftung ist aber auf weitere Spenden angewiesen.
Vivazzo-Stiftung
Die in Rüti beheimatete Institution schafft für und zusammen mit erwachsenen Menschen mit physischen und körperlichen Beeinträchtigungen Lebens- und Entwicklungsräume von hoher Qualität in Wohnhäusern, Tagesstätten und Werkstätten im Zürcher Oberland. So betreibt die Stiftung unter anderem ein Bio-Bistro, eine Biogärtnerei und eine Holzmanufaktur. Gegründet wurde sie 1989 als «Stiftung für Ganzheitliche Betreuung.» 2021 änderte sie ihren Namen in Vivazzo, eine Kombination aus «vivaz» – lebendig – und «zo» für Zürcher Oberland.