Herisau, Appenzell Ausserrhoden, Schweiz, 20. Oktober 2020 - Genusswerkstatt, Produkte.

Dill & Ros­ma­rie, der Bioladen

Zuletzt aktualisiert:

Der Ver­ein Werk­platz betreibt in Herisau, Appen­zell Aus­ser­rho­den, eine Genuss­werk­statt und hat neu­er­dings einen Bio­la­den in Gos­s­au, St. Gal­len, in Betrieb genom­men. Das Beson­de­re dar­an? Der Ver­ein bie­tet Arbeits­plät­ze für beein­träch­tig­te und nicht­be­ein­träch­tig­te Men­schen. Er lebt die Inklu­si­on in einer neu­en Dimen­si­on: Alle Mit­ar­bei­ten­den sind gleich­ge­stellt und arbei­ten Sei­te an Seite.

In der Genuss­werk­statt im appen­zel­li­schen Herisau stel­len die Mit­ar­bei­ten­den des Ver­eins Werk­platz Bio-Lebens­mit­tel und Well­ness­ar­ti­kel her. Über die Jah­re hat der Ver­ein 367 Inspi­ra­tio­nen ent­wickelt. Seit Juni 2022 betreibt der Ver­ein einen Bio­la­den in Gos­s­au, St. Gal­len. Ins­ge­samt beschäf­tigt der Ver­ein 28 Mit­ar­bei­ten­de, eine Mischung aus Men­schen mit und ohne Beein­träch­ti­gung. «Inklu­si­on ist für uns mehr als nur ein schö­nes Wort», erklärt Urs Stu­ker, Geschäfts­lei­ter des Ver­eins Werk­platz, «wir leben Inklu­si­on in allen Berei­chen unse­res Ver­eins.» Die­ses Cre­do gilt auch für den neu­en Bio­la­den Dill & Rosmarie.

Bio und Regionalität

Neu ist der Ver­ein Werk­platz mit einem Bio- und Regio­nal­la­den, Dill & Ros­ma­rie, gestar­tet. Dabei ver­folgt er die­sel­ben Axio­me wie in der Genuss­werk­statt: Alle Pro­duk­te sind bio und regio­nal. Im klei­nen «Läde­li» mit Café ist die Hälf­te der Arbeits­plät­ze für Men­schen mit Beein­träch­ti­gung vor­be­hal­ten. Um den Laden erfolg­reich zu füh­ren, braucht es 580 Stel­len­pro­zen­te. Ergän­zend sol­len zwei Lehr­stel­len im Detail­han­del EFZ und EBA geschaf­fen wer­den. «Der Bio- und Regio­nal­la­den soll Kund:innen mit einer qua­li­täts­be­wuss­ten, sai­so­na­len und nach­hal­ti­gen Ernäh­rungs- und Lebens­wei­se anspre­chen», sagt Urs Stu­ker. Der Ver­ein bie­tet im Bio­la­den Lebens­mit­tel des täg­li­chen Bedarfs, dar­un­ter Eigen­pro­duk­te aus der Genuss­werk­statt, aber auch aus ande­ren sozia­len Insti­tu­tio­nen. «Wir haben ein Sor­ti­ment an Geschenk­ar­ti­keln und ein klei­nes Café im Laden», erläu­tert Urs Stu­ker. Nebst dem Online­shop und dem klei­nen Fabrik­la­den gewinnt der Ver­ein mit dem Bio­la­den einen zusätz­li­chen Absatz­ka­nal für sei­ne Pro­duk­te aus der Genuss­werk­statt. Der neue Betrieb schafft wie­der­um inklu­si­ve Arbeits­plät­ze. Urs Stu­ker ist zuver­sicht­lich für den neu­en Bio­la­den: «In den letz­ten Jah­ren ist der Bio­an­teil des gesam­ten Lebens­mit­tel­mark­tes in der Schweiz rasant ange­stie­gen. Auch Regio­na­li­tät wird für Kund:innen zuneh­mend wichtiger.»

Sozia­ler Grundgedanke

Der Ver­ein Werk­platz lebt Inklu­si­on als Cre­do. «Inklu­si­on ist für vie­le in erster Linie eine tech­ni­sche Ange­le­gen­heit», erklärt Urs Stu­ker. «Dazu gehö­ren bar­rie­re­freie Zugän­ge zu Gebäu­den und Ein­gän­ge im öffent­li­chen Ver­kehr, oder behin­der­ten­ge­recht ein­ge­rich­te­te Arbeits­plät­ze sowie die Umset­zun­gen der kan­to­na­len Gesetz­ge­bung. Im All­tag gibt es aber für Men­schen mit einer Beein­träch­ti­gung nach wie vor sehr viel Aus­gren­zung.» Bei der Arbeit möch­te der Ver­ein Werk­platz mit Inklu­si­on, für Men­schen mit einer psy­chi­schen Beein­träch­ti­gung, ein Zei­chen set­zen. «Wir unter­schei­den nicht zwi­schen Men­schen mit und ohne Beein­träch­ti­gung, wenn es um Funk­tio­nen und Ver­ant­wor­tungs­be­rei­che geht», erklärt Urs Stu­ker. Ein­zig die beruf­li­che Fähig­keit über den Auf­ga­ben­be­reich und die dazu­ge­hö­ri­gen Wei­sungs­be­fug­nis­se sind im Ver­ein Werk­platz ent­schei­dend. Urs Stu­ker erzählt: «Die­ses Cre­do in der Pra­xis umzu­set­zen, war nicht ein­fach. Vie­le Ange­stell­te waren gegen­über der Idee kri­tisch ein­ge­stellt.» Der Ver­ein habe des­halb einen exter­nen Coach dazu­ge­holt, um die Mitarbeiter:innen wäh­rend der Umstel­lung zu ermu­ti­gen. «Trotz ver­schie­de­ner Schwie­rig­kei­ten haben wir mit Inklu­si­on vie­le posi­ti­ve Erfah­run­gen gemacht», äus­sert sich Urs Stu­ker. Er ist über­zeugt, dass der Ver­ein auf dem rich­ti­gen Weg ist.

Auf finan­zi­el­le Unter­stüt­zung angewiesen

Inklu­si­ve Arbeits­plät­ze, wie sie der Ver­ein Werk­platz anbie­tet, sind in der ersten Pha­se eine gros­se Her­aus­for­de­rung. Denn gesetz­li­che Grund­la­gen für inklu­si­ve Betrie­be, die Men­schen mit einer IV-Ren­te beschäf­ti­gen, gibt es in der Schweiz bis anhin nicht. Aus die­sem Grund ist der Ver­ein auf Spen­den und För­der­gel­der von Stif­tun­gen angewiesen. 

Ver­ein Werkplatz

2020 wur­de der gemein­nüt­zi­ge Ver­ein Werk­platz gegrün­det. Heu­te ist der Ver­ein Trä­ger der Genuss­werk­statt in Herisau, Appen­zell Aus­ser­rho­den und dem neu­en Bio­la­den in Gos­s­au, St. Gal­len. Zuvor war die Stif­tung Tosam, eben­falls mit Sitz in Herisau, Trä­ge­rin der Genuss­werk­statt. Als die Stif­tung 2019 die Genuss­werk­statt schlies­sen woll­te, hat sich Urs Stu­ker, der dama­li­ge Betriebs­lei­ter, ent­schlos­sen, den Betrieb mit neu­er Trä­ger­schaft wei­ter­zu­füh­ren. So ent­stand der Ver­ein Werk­platz. In der Genuss­werk­statt pro­du­zie­ren Men­schen mit und ohne Beein­träch­ti­gung Lebens­mit­tel, wie diver­se Sal­ze, Gewür­ze, Essig, Senf, Back­mi­schun­gen sowie eini­ge Well­ness­ar­ti­kel. Inklu­si­on wird in der sozia­len Ein­rich­tung gross geschrie­ben. «Alle sind gleich­wer­tig und sol­len Sei­te an Sei­te in einem Betrieb arbei­ten kön­nen», sagt Urs Stuker.

Das Spen­den­ma­ga­zin von StiftungSchweiz rich­tet sich an Spen­de­rin­nen und Spen­der. Es infor­miert über aktu­el­le Pro­jek­te, Trends im Spen­den­markt und gibt Tipps, die das digi­ta­le Spen­den ein­fa­cher machen. Jede zwei­te Woche erscheint ergän­zend der «Do Good» Spen­den-News­let­ter.