Die Schweiz: Ein Abriss

Zuletzt aktualisiert:

Das S AM Schwei­ze­ri­sche Archi­tek­tur­mu­se­um plant im Herbst 2022 in Koope­ra­ti­on mit dem Ver­ein «Count­down 2030» die Aus­stel­lung «Die Schweiz: Ein Abriss». 84 Pro­zent der Abfäl­le in der Schweiz stam­men gemäss Bun­des­amt für Umwelt (BAFU) aus der Bau­bran­che: Jede Sekun­de wer­den schweiz­weit über 500 Kilo­gramm Bau­ab­fäl­le allein durch Abris­se von Bau­ten erzeugt. Mit der Aus­stel­lung wol­len die bei­den Orga­ni­sa­tio­nen der Schwei­zer Bevöl­ke­rung die­se Hal­tung vor Augen füh­ren, mög­li­che Kon­se­quen­zen auf­zei­gen und Lösungs­an­sät­ze ent­wickeln. 

Die­se Zah­len sind ernüch­ternd, doch lei­der Tat­sa­che. Das S AM Schwei­ze­ri­sche Archi­tek­tur­mu­se­um und «Count­down 2030» sind über­zeugt, es brau­che ein Umden­ken in unse­rer Gesell­schaft, um die­se ver­schwen­de­ri­sche Her­an­ge­hens­wei­se zu stop­pen. Denn heu­te ist ein Neu­bau, der einen Abriss des Bestehen­den zur Fol­ge hat, häu­fig die erste und schein­bar ein­fach­ste Opti­on. Die Aus­stel­lung soll Anstoss zur Refle­xi­on geben.

Jähr­lich bei­na­he 4000 Gebäu­de lan­des­weit dem Tod geweiht

Wel­che Gebäu­de wer­den abge­bro­chen und wie vie­le Res­sour­cen gehen dabei ver­lo­ren? Oder: Was bedeu­tet die­se Hal­tung für unse­re Umwelt und unse­re Zukunft? Sol­chen Fra­gen geht «Count­down 2030», ein Ver­ein für zukunfts­fä­hi­ge Bau­kul­tur, nach. Er kura­tiert im Herbst die­ses Jah­res die Aus­stel­lung «Die Schweiz: Ein Abriss» im S AM Schwei­ze­ri­sches Archi­tek­tur­mu­se­um. Im Fokus der Aus­stel­lung: Die Unmen­gen an Bau­schutt, die lan­des­weit jähr­lich anfal­len. Denn jedes Jahr wer­den in der Schweiz laut Bun­des­amt für Umwelt knapp 4000 Gebäu­de abge­bro­chen, was täg­lich etwas mehr als zehn Bau­ten sind. Dabei sind Ver­lu­ste auf ver­schie­de­nen Ebe­nen zu ver­zeich­nen: zum einen die Graue Ener­gie (Ener­gie für die Her­stel­lung, z.B. Zement­bren­nen oder Trans­por­te), die mate­ri­el­len Res­sour­cen, die histo­ri­sche Bau­kul­tur und zum ande­ren die sozia­len Netz­wer­ke. In der Aus­stel­lung wer­den die­se The­men anhand von vier Gesichts­punk­ten beleuch­tet: die enor­me Mas­se der Abris­se, die Dring­lich­keit des The­mas hin­sicht­lich Res­sour­cen, Kli­ma und Gesell­schaft, die Geset­ze und Nor­men, wel­che einen Abriss begün­sti­gen, sowie den Fluss des Gel­des und die Moti­va­ti­on, wel­che hin­ter einem Abriss stehen. 

Das Gesamt­pro­jekt geht über die Aus­stel­lung hin­aus. Es sind auch Aktio­nen aus­ser­halb der Muse­ums­räum­lich­kei­ten geplant, sodass mög­lichst vie­le Men­schen auf die Pro­ble­ma­tik auf­merk­sam wer­den und deren Dring­lich­keit wahr­neh­men. In einem Abriss­at­las wer­den zum Bei­spiel par­ti­zi­pa­tiv mit der Bevöl­ke­rung betrof­fe­ne oder bedroh­te Bau­ten kar­tiert und doku­men­tiert. Der Atlas bil­det die Grund­la­ge für das kura­to­ri­sche Kon­zept mit der Aus­stel­lung als zen­tra­ler Bestand­teil. Besucher*innen wer­den an der Aus­stel­lung durch ver­schie­den Sta­tio­nen geführt – jede mit unter­schied­li­chem Appell, aber glei­chem Ziel: die Besucher*innen emo­tio­nal zu bewe­gen und sie zur akti­ven Teil­nah­me am par­ti­zi­pa­ti­ven Pro­zess bewe­gen, um den gesell­schaft­li­chen Wan­del zu for­cie­ren. Die Organisator*innen sind der­zeit auf der Suche nach Unter­stüt­zungs­gel­dern für die Pla­nung und Rea­li­sa­ti­on der Ausstellung.

Dring­lich­keit und Bedeutsamkeit

Zwar konn­ten in den letz­ten Jah­ren im Betrieb von Gebäu­den dank wirk­sa­mer Geset­ze durch Wär­me­däm­mung und ‑rück­ge­win­nung aus öko­lo­gi­scher Sicht Fort­schrit­te erzielt wer­den. Die Graue Ener­gie, die bei der Erstel­lung ver­braucht wird, ist dage­gen im Ver­hält­nis ste­tig gestie­gen. Ein durch­schnitt­li­ches Gebäu­de muss theo­re­tisch 50 Jah­re in Betrieb sein, um die­sel­ben CO2-Emis­sio­nen und den glei­chen Ener­gie­ver­brauch zu ver­ur­sa­chen, die bei der Erstel­lung anfal­len. Die Lösung für die­ses Pro­blem ist im Erhalt, im Umbau oder in der Umnut­zung und nicht im Neu­bau zu fin­den. Abris­se sol­len, wenn immer mög­lich, ver­hin­dert wer­den und nicht län­ger als erste, ein­fach­ste Opti­on gelten.

Ver­ein von Architekturschaffenden

«Count­down 2030» ist ein Ver­ein von Archi­tek­tur­schaf­fen­den, der die Aus­wir­kun­gen unse­res beruf­li­chen Han­delns auf den Kli­ma­wan­del einer gros­sen Zahl von Planer*Innen und Architekt*Innen bewusst machen möch­te. Das Kol­lek­tiv setzt sich für eine hohe Bau­kul­tur ein, die Zukunft hat – und schon heu­te ein gutes Leben ermög­licht. Dafür braucht es kli­ma­po­si­ti­ve Städ­te, Gebäu­de und Infra­struk­tu­ren und eine gros­se Bio­di­ver­si­tät: die­se Vor­aus­set­zun­gen möch­te der Ver­ein aktiv mit­ge­stal­ten. Der Ver­ein wur­de Ende 2019 gegrün­det und ist schweiz­weit auf heu­te rund 60 akti­ve Mit­glie­der gewach­sen. Infor­ma­tio­nen zu den zahl­rei­chen Tätig­kei­ten des Ver­eins fin­den Sie unter www.countdown2030.ch

S AM Schwei­ze­ri­sches Architekturmuseum

Im Jah­re 1984 wur­de das S AM Schwei­ze­ri­sches Archi­tek­tur­mu­se­um als Stif­tung in Basel gegrün­det. Es ist das ein­zi­ge Archi­tek­tur­mu­se­um der Schweiz. Als über­wie­gend pri­vat getra­ge­nes Muse­um wid­met es sich als The­men­mu­se­um der Ver­mitt­lung von Archi­tek­tur und Bau­kul­tur in den Fach­ge­bie­ten Bau­in­ge­nieur­we­sen und Archi­tek­tur, Land­schafts­ar­chi­tek­tur, Städ­te­bau und Stadt­pla­nung und ist dafür auf Dritt­mit­tel ange­wie­sen. Das Muse­um bie­tet nebst einem viel­fäl­ti­gen Aus­stel­lungs­pro­gramm auch ver­schie­den­ste Events an. Rund 35’000 Men­schen las­sen sich jähr­lich durch die Ange­bo­te der Stif­tung begei­stern. Das S AM Schwei­ze­ri­sches Archi­tek­tur­mu­se­um und der jun­ge Ver­ein «Count­down 2030» sind für die Aus­stel­lung «Die Schweiz: Ein Abriss» auf der Suche nach Spen­den. Für eine nach­hal­ti­ge Zukunft ist jetzt Umden­ken ange­sagt. Set­zen Sie sich auch dafür ein und unter­stüt­zen Sie das Pro­jekt mit einem Beitrag.

Das Spen­den­ma­ga­zin von StiftungSchweiz rich­tet sich an Spen­de­rin­nen und Spen­der. Es infor­miert über aktu­el­le Pro­jek­te, Trends im Spen­den­markt und gibt Tipps, die das digi­ta­le Spen­den ein­fa­cher machen. Jede zwei­te Woche erscheint ergän­zend der «Do Good» Spen­den-News­let­ter.