Seit Eröffnung 1894 des Bernischen Historischen Museums befinden sich vier grossformatige textile Bildteppiche, sogenannte Tapisserien, im Besitz der Stiftung. Sie bilden einen überaus wichtigen Bestandteil der Sammlung. Die Kunstwerke sind heute in desolatem Zustand und müssen zwingend restauriert werden.
Schon seit 1537 befinden sich die Textilien in Bern. Hergestellt wurden die Bildteppiche im 15. Jahrhundert aus Wolle und Seide. Darauf zu sehen: die Geschichte des römischen Staatsmannes, Julius Cäsar. Seit Anbeginn gehören die prächtigen Werke zur Sammlung des Bernischen Historischen Museums. Über die Jahre verschlechterte sich der Zustand der Objekte, weshalb sie seit 2012 von Textilrestaurator*innen behandelt werden – ein Prozess, der mit viel Arbeit und Kosten verbunden ist.
Fragiles Gut – Konservierung höfischer Textilien
Um die Restaurierung voranzutreiben wurden Räumlichkeiten im Ostflügel des Museums vorübergehend zu einem Atelier für die Restaurierung umgebaut. Einige Arbeiten, wie das Entfernen von Stützbändern und Gewebe aus früheren Restaurierungsarbeiten, das Absaugen und die Nähsicherung wurden teilweise schon beendet. Die Näharbeit ist Handarbeit. Deshalb ist die Restaurierung solchermassen zeitintensiv. Im letzten Jahr zog das Museum Bilanz aus der ersten Projektphase. Die Sicherung aller fragilen Stellen wurde an zwei Tapisserien abgeschlossen, bei einem Werk rund zu einem Drittel und eine ist noch offen.
In einer zweiten Phase konzentrieren sich die Restaurator*innen speziell auf die Reinigung und Nähsicherung der übrigen Tapisserien der Serie. Bis 2027 soll das Projekt abgeschlossen sein. Ziel ist es, die vier Cäsartapisserien auf einer schrägen Platte mit vollflächiger Auflage – zur Entlastung des Gewebes – in der Dauerausstellung präsentieren zu können. Um dies zu erreichen, muss die Finanzierung des Projekts stehen. Die Kosten für die zweite Phase betragen rund eine Million Franken. Ein solch hoher Betrag für ein restauratorisches Jahrhundertprojekt kann nicht vom ordentlichen Betriebsbudget gedeckt werden. Nur mit genügend Spendengeldern kann das Museum das Projekt nachhaltig zum Abschluss bringen.
Über die Schultern schauen
Die Restaurationsarbeiten bedürfen Fingerspitzengefühls, viel Geduld und Hingabe. Das Museum bot in der ersten Projektphase mit zahlreichen Führungen die Möglichkeit, diese erstaunlichen Verrichtungen aus nächster Nähe zu beobachten. Diese museumspädagogischen Massnahmen beeindrucken Besucher*innen immer wieder aufs Neue und fördern das Verständnis für die Komplexität und die hohen Kosten. Für Studierende der Kunstgeschichte sowie der Textilkonservierung und ‑restaurierung finden wiederholt Spezialführungen statt. Das Bernische Historische Museum möchte auch spezifische Führungen, Vermittlungsangebote und Veranstaltungen für Gäste anbieten, sobald die vier wertvollen Cäsartapisserien wieder in die Ausstellung integriert sind.
Ein Zuhause für rund 500’000 Werke
Das Bernische Historische Museum gehört zu den bedeutendsten kulturhistorischen Museen der Schweiz. Seine Sammlung zählt rund 500’000 Objekte, die den vier Sammlungsbereichen Geschichte, Archäologie, Ethnografie sowie Numismatik zugeordnet sind. Von der Steinzeit bis ins aktuelle Jahrhundert, und aus Kulturen aus aller Welt.
Bernisches Historisches Museum
Das Bernische Historische Museum widmet sich der Sammlung, Aufbewahrung, Forschung und Vermittlung. Es schützt Sammlungsobjekte vor dem Verfall und erhält diese für nachfolgende Generationen.